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Überraschende neue Erkenntnisse zur Wirkung des Kaffees: er wirkt blutdrucksenkend.

Foto: APA/Patrick Pleul

Lausanne/Genf/Bern - Kaffee ist dafür bekannt, dass er kurzfristig den Blutdruck erhöht. Wer aber viel Kaffee trinkt, hat einen niedrigeren Blutdruck. Dieser neu entdeckte Zusammenhang liegt im Erbgut begründet, wie eine Studie unter Leitung des Universitätsspitals Lausanne aufzeigte. Die herzfreundliche Wirkung von Kaffee gilt allerdings nur für Nichtraucher.

Erhöhter Blutdruck über längere Zeit erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag. Eine Tasse Kaffee pro Tag kann diese Gefahr jedoch vermindern, wie ein Team um Murielle Bochud vom Universitätsspital Lausanne in der Fachzeitschrift "Human Molecular Genetics" berichtete.

Studie mit 16.000 Personen

Der Zusammenhang von Kaffeekonsum und Blutdruck war bisher nicht abschließend geklärt gewesen. Nun entdeckte das Forscherteam, in dem auch Genfer, italienische und britische Forscher mitwirkten, dass eine Tasse am Tag den Blutdruck um bis zu neun Millimeter Quecksilbersäule senkt. Für ihre Studie hatten sie den Blutdruck und die genetische Ausstattung von über 16.000 Personen mit der Menge an konsumiertem Kaffee verglichen.

Obwohl Kaffee kurzfristig den Blutdruck erhöht, wirkt er sich auf Dauer genau umgekehrt aus. "Das ist vergleichbar mit Jogging: Auch wenn der Blutdruck während des Rennens steigt, schützt regelmäßiger Sport vor Herzkreislaufschäden", sagte Erstautor Idris Guessous in einer Mitteilung des Schweizerischen Nationalfonds. Mehr Kaffee trinken, um einen tieferen Blutdruck zu erzielen, ist aber nur bei Nichtrauchern hilfreich: Der Zigarettenrauch verstärkt nämlich die Aktivität eines Gens namens CYP1A2, was den Abbau des Koffeins - wie auch von anderen Wirkstoffen - in der Leber beschleunigt.

Die Rolle eines Gens

Der Hintergrund zur Rolle des Gens: Die konsumierte Kaffeemenge zeigte einen überraschenden Zusammenhang mit verschiedenen Varianten des Gens CYP1A2, das ein Bauplan für das gleichnamige Eiweiß ist, das beim Abbau von Koffein in der Leber eine entscheidende Rolle spielt. Wer eine effizientere Variante des Eiweißes geerbt hat, konsumiert tendenziell mehr Kaffee und weist im Durchschnitt einen tieferen Blutdruck auf als Personen mit einer weniger leistungsstarken Variante von CYP1A2. Personen, die mit einer weniger effizienten Eiweißvariante ausgestattet sind, bauen Koffein schneller ab. "Dadurch vernebelt der Rauch den schützenden Effekt von Kaffee", sagte Guessous. Wieviel koffeinhaltige Getränke jemand täglich trinkt, sei also zum großen Teil genetisch bestimmt, schreiben die Forschenden.  (APA/red, 24.4.2012)