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Ursula Stenzel geht es mit ihren Antialk-Forderungen auch darum, "die Unerversehrtheit junger Menschen und die Lebensqualität im urbanen Raum sicherzustellen."

Foto: APA/Roland Schlager

In der Grazer Innenstadt darf in der Öffentlichkeit kein Alkohol mehr getrunken werden (derStandard.at berichtete). Ein solches Verbot forderte die Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel (ÖVP) bereits in den vergangenen Jahren für die Wiener Innenstadt. Bislang stieß sie damit auf wenig Gegenliebe. Die flächendeckende Beschränkung in Graz könnte die Diskussion nun erneut entfachen.

derStandard.at: Nimmt Graz mit dem Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen eine Vorreiterrolle für Sie ein?

Stenzel: Ich bedaure, dass Graz diese Vorreiterrolle hat und nicht Wien. Für mich kommt die Diskussion um sieben Jahre zu spät. Ich habe diesen Vorstoß vor Jahren gemacht und auf Missstände, wie beispielsweise das Komasaufen von Jugendlichen, hingewiesen. Dafür wurde ich von allen Seiten diffamiert. Ich frage mich: Wenn es in Graz geht, warum nicht auch in Wien?

derStandard.at: Warum sind Sie, bezogen auf Wien, für ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit?

Stenzel: Im Moment gibt es zwei Schwachpunkte: Erstens darf die Exekutive nicht eingreifen, wenn beispielsweise jemand seine Bierdosen einfach liegen lässt und zweitens sind die Jugendschutzkontrollen schlecht. Es is nicht einzusehen, dass auf öffentlichen Plätzen getrunken wird. Außerdem schaden die Jugendlichen den gastronomischen Betrieben, weil sie wie Rucksacktouristen selbst Getränke mitnehmen und diese in der Öffentlichkeit konsumieren.

derStandard.at: Wie könnte die Umsetzung eines Alkoholverbots in Wien Ihrer Meinung nach aussehen?

Stenzel: Man muss sich die Entwicklung in Graz und andere Best-Practice-Beispiele ansehen und dann eine maßgeschneiderte Lösung finden. Ich denke, dass ein Alkoholverbot in Wien nicht nur für den ersten Bezirk interessant wäre. Vielleicht ließe es sich sogar auf allen öffentlichen Plätzen in Wien einführen.

derStandard.at: Wäre das nicht ein weiterer Schritt in Richtung Verbotskultur?

Stenzel: Ich finde das ist der falsche Ausdruck. Man dürfte dann auch keine Debatten über Nichtraucherschutz führen. Ich finde es bedauerlich, dass Hundebesitzer und ihre Tiere aus Parks verbannt werden, während Alkoholiker ihren Dreck liegen lassen dürfen. Es geht darum, die Unversehrtheit junger Menschen und die Lebensqualität im urbanen Raum sicherzustellen. Mit dem Verbot allein wird man das Problem jedoch nicht in den Griff bekommen. (Elisabeth Mittendorfer, derStandard.at, 4.5.2012)