Hochner-Preisträger Peter Daser (ORF) und STANDARD-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid, die den Vorhofer-Preis erhielt.

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Wien - Kritischen Journalismus zeichnen die Journalistengewerkschaft und die "Kleine Zeitung" mit ihren Preisen aus, die nach den Medienlegenden Kurt Vorhofer und Robert Hochner benannt sind. Journalismus, kritisch nicht zuletzt gegenüber dem eigenen Tun. Gerade in den Medien gibt es noch einiges zu tun, betonten beide Preisträger am Donnerstag.

"Es genügt nicht, wenn wir dem Publikum Unsauberkeiten der Politik vorführen", sagte ORF-Radio-Innenpolitiker Peter Daser, als er den Hochner-Preis abholte: "Wir müssen auch bereit sein, Kritik zu akzeptieren - an unserer Arbeit, an uns selbst, an dem, wie wir uns verhalten. Journalismus tritt nie außer Kraft." Und: "Es reicht nicht, wenn die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks am persönlichen Mut seiner Dienstnehmer hängt." Der ORF müsse "als Ganzes unabhängig sein, und das muss auch institutionell so festgelegt sein". Die geplante Reform sei eine "Chance" dafür.

"Wenn wir von der Politik Transparenz fordern, dann müssen wir diese Forderung auch selbst erfüllen. Das ist eine Sache der Glaubwürdigkeit", erklärte Alexandra Föderl-Schmid. Die Chefredakteurin des STANDARD erhielt den Vorhofer-Preis.

Stunden vor ihrer Dankesrede veröffentlichte der Presserat Empfehlungen für Finanzberichterstattung. Seit 2004 verlangt die EU solche Regeln, erst seit Ende 2010 gibt es, nicht zuletzt auf Föderl-Schmids Betreiben, den Presserat wieder. Aber: "Es soll nur bei Appellen bleiben, wonach es zu keinen Interessenkonflikten kommen dürfe. Das reicht nicht aus! Ich hoffe, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Im Interesse der Journalisten." Wer über ein Unternehmen berichte, dürfe keine Aktien dieser Firma besitzen. Journalisten dürften keine teuren Einladungen annehmen. "Auch die Medienbranche braucht klare Regeln." Deutsche Verlage lieferten Vorlagen.

Fehlende Schamgrenze

Nach Jahren als Korrespondentin in Deutschland und in Brüssel stechen ihr "typisch österreichische Strukturen" besonders ins Auge. Gefügigkeit der Politik gegenüber der "Krone". Fehlende Schamgrenzen der Politik, da nennt sie rechtsextremes Burschenschaftertum des Dritten Nationalratspräsidenten, den "Neger"-"Witz" Gerhard Dörflers, verurteilte Nationalräte. "In Österreich gibt es nach wie vor eine Kultur der Diskriminierung, eine Rücktrittskultur gibt es nicht."

Sie kritisiert die "Landschaft der Freunderln" in Politik und Medien, die zu "Beißhemmung" führe. Die Werbebuchungsfreude von Regierungen im Boulevard. Mangelhaft gekennzeichnete Inserate und Werbebeilagen, auch der Wirtschaft. "Der ökonomische Druck hat zugenommen, auch jener in Form von Klagen oder deren Androhung bei kritischer Berichterstattung."

Die vom Verbund gesponserten 7500 Euro Preisgeld überweist sie Nadia Al-Sakkaf, damit die Chefredakteurin ihre unabhängige Zeitung "Yemen Times" weiterführen kann. Österreichs Zeitungsverband verweigerte, im Gegensatz zum dänischen, Hilfe: "Ich habe mich so geschämt, dass ich aus eigenen Mitteln einen vierstelligen Betrag überwiesen habe." (fid, DER STANDARD, 25.5.2012)