Die neue Lara Croft

Foto: Square Enix

Schatzsucherin Lara Croft wird in ihrem jüngsten Auftritt in "Tomb Raider" wie berichtet, eine Generalüberholung erfahren. Wie der Branchenblog Kotaku Anfang der Woche berichtete, wird die Heldin im Laufe ihres 2013 erscheinenden Abenteuers ihren besten Freund verlieren, zusammengschlagen, entführt und schließlich nur knapp einer Vergewaltigung entkommen. All dies verfolge das Ziel, in den Spielern einen Beschützerinstinkt wachzurufen und eine emotionale Bindung aufzubauen.

"Wenn man sieht, wie sie mit diesen Ereignissen konfrontiert wird, beginnt man mit ihr in einer Weise mitzufühlen, wie es bei einem männlichen Charakter vielleicht nicht möglich wäre", sagt Produzent Ron Rosenberg gegenüber Kotaku. "Wenn Leute Lara spielen, wird man das Gefühl haben, sie beschützen zu wollen."

Aufschrei

Dass das Spiel eine mögliche Vergewaltigung von Lara Croft thematisiert, sorgte umgehend für zahlreiche kritischen Stimmen in den Foren der Fachmedien. "Die Tatsache, dass sie überhaupt geglaubt haben, dass das eine gute Idee ist, zeigt, wie männerdominiert die Spielindustrie noch immer ist", schreibt ein User im Forum von Eurogamer. "Vergewaltigung ist kein Story-Auslöser, um jemandem Superkräfte zu verleihen. Es ist eines der verabscheuungswürdigsten Dinge überhaupt und sollte auch so behandelt werden", gibt sich ein weiterer Leser empört. "Muss ein Mann vergewaltigt werden, um sich menschlich zu fühlen? Warum muss also eine Frau missbraucht werden?", kritisiert eine Leserin des Branchenblogs Kotaku.

Keine expliziten Szenen

Offenbar überrascht über den Proteststurm klärten die Produzenten nun auf, was genau Gegenstand des Spiels würde. "Leider kam es im Rahmen eines Interviews auf der E3 zu Missverständnissen", so Darrell Gallagher, Chef des Studios Crystal Dynamics auf der offiziellen Webseite des Spiels.

"Einer der prägenden Momente für Lara im Spiel wurde irrtümlich als 'versuchte Vergewaltigung' beschrieben. Es handelt sich dabei um eine Szene, die Millionen von Menschen im Trailer 'Crossroads' sehen konnten. Hier wird Lara gezwungen zum ersten Mal einen Menschen zu töten. In dieser speziellen Situation herrscht zwar eine bedrohliche Stimmung, aber es geht nie weiter, als was wir schon öffentlich gezeigt haben. Sexuelle Übergriffe jeglicher Art sind ganz bestimmt kein Thema, das wir im Spiel behandeln", erklärt Gallagher.

Menschlicher

Die Idee hinter dem allgemein rauheren Untertons sei, die menschliche Seite der Videospiel-Ikone hervorzukehren. "Die Möglichkeit, sie als menschliches Wesen zu sehen, ist für mich aufregender als die sexualisierte Version der vergangenen Jahre", meint Rosenberg. Auf der E3 zeigten die Entwickler Spielszenen, in denen die Protagonistin gestrandet ums Überleben kämpfen muss. Umgeben von Banditen muss sie sich auch den Gefahren der Umwelt stellen. Mit aufgeschundenen Armen und Schlamm im Gesicht muss sie dem Erfrierungstod im Regen entkommen und sich Nahrung besorgen.

"Sie wird sprichwörtlich in ein besorgtes Tier gewandelt. Sie wird gezwungen um ihr Leben zu kämpfen.", so Rosenberg. (zw, derStandard.at, 14.6.2012)

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