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340.000 Österreicher sind vom Alkohol abhängig, weitere 760.000 weisen einen problematischen Alkoholkonsum auf.

Foto: apa/Stephan Jansen

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Zahl der Betroffenen; Mengen beim täglichen Konsum, ab denen Gesundheitsgefährdung besteht; durchschnittlicher Konsum nach Bundesändern.

Grafik: APA

340.000 Österreicher sind vom Alkohol abhängig, weitere 760.000 oder elf Prozent der Bevölkerung weisen einen problematischen Alkoholkonsum auf. "Das Bewusstsein, dass die Alkoholkrankheit nicht eine Charakter- oder Willensschwäche ist, sondern eine hochkomplexe, ernst zu nehmende psychische Erkrankung, die möglichst frühzeitig diagnostiziert und behandelt werden sollte, ist allerdings noch viel zu wenig verbreitet", erläutert Michael Musalek - Ärztlicher Leiter des Wiener Anton Proksch Instituts (API) - im Rahmen einer Pressekonferenz.

Neuer Ansatz im Kampf gegen Alkoholismus

In der Behandlung der Alkoholabhängigkeit findet derzeit ein Umdenken statt. "Galt bis vor Kurzem die absolute Alkoholabstinenz noch als einziges Therapieziel, so wird heute auch Alkoholreduktion oder moderater Alkoholkonsum angestrebt", so Musalek. Die totale Abstinenz sei schließlich ein Behandlungsziel, das nicht alle Betroffenen erreichen können, so dass in diesen Fällen eine Dosisreduktion als erste sinnvolle Teiletappe gelten sollte. "Wir brauchen realistische, individuell abgestimmte Ziele für jeden Kranken. Das eigentliche Therapieziel ist heute ein autonomes und freudvolles Leben. Jede graduelle Annäherung an dieses Ziel sollte demnach als Erfolg gewertet werden", lautet die Überzeugung von Musalek.

Genussfähigkeit erlernen

Nach Ansicht des Experten fehlt derzeit auch ein Diskurs über das Thema Genuss, der im Zusammenhang mit Alkohol "meistens als Konsum auf hohem Niveau - sowohl mengenmäßig als auch preislich - aufgefasst wird". Themen wie "Vorbereitung" und "Vorfreude", "Erlebnisfähigkeit" und "Kontrolle über das eigene Konsumverhalten" bleiben seiner Meinung nach weitgehend unberücksichtigt. "Hier muss unsere Gesellschaft noch einen Lernprozess durchmachen", ergänzt Musalek.

Verein zur Bewusstseinsbildung

Ein neu gegründeter Verein mit dem Namen "Alkohol ohne Schatten" will zukünftig für zusätzliche Aufklärung sorgen und als Plattform zur Bewusstseinsbildung dienen. Ziel sei es, das Thema "Alkoholismus" zu enttabuisieren und Menschen dabei zu unterstützen, einen genussvollen, nicht selbstschädigenden Umgang mit Alkohol zu erlernen. Vor diesem Hintergrund wurde allerdings auch darauf hingewiesen, dass das API - aus Mangel an ausreichender Finanzierung durch die Krankenkassen - die ambulante Entzugstherapie in ihrem Ambulatorium in Wien-Wieden eingestellt hat. (APA/red, derStandard.at, 26.7.2012)