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ORF-Finanzdirektor Richard Grasl (li.) kündigt Nulllohnrunde an - Betriebsratschef Gerhard Moser sieht "Drohgebärde".

Foto: APA/Schneider/Fohringer

Wien - Briefe von Alexander Wrabetz, derzeit auf Urlaub, und Richard Grasl waren schon sonniger: Der ORF-General und sein Finanzdirektor informierten die Stiftungsräte über die Entwicklung des Gebührenfunks im ersten Halbjahr. Wegen Werbeminus und weniger Einsparungen liegt der ORF derzeit unter seinem Finanzplan. Aus heutiger Sicht: 3,1 Millionen Minus für den Küniglberg ohne Tochterfirmen, 1,2 Millionen Euro über null Konzernergebnis. Budgetiert hatte der Konzern 3,5 Millionen Euro Plus.

Im Juni erhöhte der ORF die Gebühren. Um die Sanierung des Küniglbergs zu finanzieren, will er noch im August den Verkauf des Wiener Rosenhügel-Areals beginnen, bewertet mit zehn Millionen. Interessiert: die Betreiber der Filmstadt Wien dort, Produzent Kurt Mrkwicka und die MR Film.

Zwei Ursachen nennen Grasl und Wrabetz für das maue erste Halbjahr:

  • Die Werbeerlöse blieben "deutlich unter den Erwartungen". Im ersten Halbjahr fehlen 6,8 Millionen Euro, hochgerechnet auf das Gesamtjahr 10, 5 Millionen auf die erwarteten 218 Millionen. Dafür müsste der ORF heuer drei Werbemillionen mehr einnehmen als 2011. "Die gesamte Medienbranche kämpft mit Rückgängen", erklären die ORF-Bosse das Problem. Als künftiger Chef der ORF-Werbevermarktung Enterprise wird wie berichtet Reinhold Gmeinbauer gehandelt, der die Presse-Geschäftsführung verlässt.
  • Den Betriebsrat machen Wrabetz und Grasl "zweitens" verantwortlich. Sie versuchten, Ansprüche aus alten ORF-Kollektivverträgen zu reduzieren. Sparziel: 15 Millionen. Der Betriebsrat lehnte weitere Einschnitte beim Personal ab.

Personalkosten laufend senken

Laut geltendem Gesetz muss der ORF seine Personalkosten praktisch laufend senken, wenn er den vorerst bis 2013 laufenden Bundeszuschuss von 30 Millionen Euro jährlich bekommen will. Er ist definiert als teilweise Abgeltung von Gebührenbefreiungen. Sie, so heißt es im ORF, sei trotz des Neins des Betriebsrats vorerst gesichert. 2,5 Millionen Euro sparte der ORF nach internen Quellen im ersten Halbjahr am Personal; wieder einmal etwa an den Honorarbudgets für die ohnehin oft prekär entlohnten freien Mitarbeiter. Weniger frei gewordene Jobs wurden nachbesetzt, Vorrückungen zurückgestellt.

Nach dem Nein des Betriebsrats zu ihrem Forderungspaket kürzen Grasl und Wrabetz "einseitig" anderswo am Personal: Für 2013 kündigen sie eine Nulllohnrunde für alle ORF-Mitarbeiter an. Zudem würden die Zuschüsse für ORF-Pensionen nicht erhöht.

Betriebsratschef Gerhard Moser lehnt die Nulllohnrunde naturgemäß ab: " Drohgebärden und Diktate fruchten bei uns nicht. Im Gegenteil", sagt Moser der APA.

"Unklug und kontraproduktiv" seien solche Ansagen, zumal man noch im August über einen neuen Kollektivvertrag reden wollte. Sie bewegten sich " am Rande der Unverschämtheit", wenn man an "fette Boni" für die Geschäftsführung denke, die zudem künftig mit automatisch zehn Prozent mehr Gehalt für das Management abgegolten würden. Das Plus liegt unter den bisherigen Boni. Moser: "Parallel zu neuen Spartenkanälen wird munter weiter Personal abgebaut, werden sogenannte 'freie Mitarbeiter' als Ersatzarbeitskräfte missbraucht." (fid, DER STANDARD, 8.8.2012)