Hans Brenner war quasi erstes Ziel des Presse-Personalabbaus: Innenpolitikchef Rainer Nowak möge dieses Pseudonym für Gastrokritiken aufgeben, bat Chefredakteur Michael Fleischhacker. Es sei "manieriert und adoleszent". Nowak, bekennend eitel, "mag das ja". Vier Wochen nach Brenners Abschied folgt jener Fleischhackers. Nowak wird Chefredakteur.

Der Grazer Mutterkonzern Styria kappt die Führung von Presse und Wirtschaftsblatt und schickt einen gemeinsamen Manager, der als Sanierer gilt. Brenner dürfte das schmerzloseste Opfer bleiben. Die Redaktion der Presse muss seit 2009 zusätzlich eine Sonntagsausgabe stemmen. Es ist am neuen Chefredakteur, Motivation trotz Sparkurses zu halten.

Nowak kommt an, wohin er lang schon zu wollen schien. Die Mutter Kulturjournalistin Krista Hauser, der Vater Josef A. Nowak, ebenfalls bei der Tiroler Tageszeitung für harte Fragen bekannter Wien-Chef, dann Chefredakteur der APA. Die Eltern trennten sich in Nowaks Geburtsjahr 1972, er wuchs bei der Mutter in Innsbruck auf; ab elf Schule in Wien. Die Debatte um Präsident Kurt Waldheims Kriegsvergangenheit prägte ihn politisch, ein Streitpunkt mit dem Vater. Zivildienst beim Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands. Das Studium, Geschichte und Politik, bricht er ab, wie viele, die Journalist werden wollen.

Nowak wollte. Der Vater nicht und bat doch APA-Kollegen, ihn wochenends reinschnuppern zu lassen. Nowak wollte weiter, bei den Vorarlberger Nachrichten, der Tiroler Tageszeitung, ab 1996 der Presse, bei Doyenne Anneliese Rohrer in der Innenpolitik. Als Fleischhacker Die Presse wieder verjüngt, wird Nowak 2004 Chronikchef, verleiht dem Ressort eine Lässigkeit, auf die gern auch andere Zeitungen zurückgreifen würden. Nowak bleibt und erfindet 2009 mit Fleischhacker und Co eine lässige Sonntags-Presse.

Doch Nowak, bestens vernetzt in fast alle Farben und Reviere wie Styria, das jüdische Magazin Nu, für das er schreibt, Raiffeisen oder Eselböck (Restaurant Taubenkobel), strebt beharrlich ins gewichtigere Fach. 2010 wird er Innenpolitikchef. 2012 nun Chefredakteur.

Für die Lässigkeit hat der Vielschreiber Gastrokritiken ("Geschmacksfrage"); die Passion teilt er mit seiner Frau Petra Schenk, Werberin, A la Carte-Autorin, Mutter ihrer zwei Töchter. Findet er als Chefredakteur keine Zeit zum Kosten, kann ja Hans Brenner einspringen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 9.8.2012)