Foto: Ubisoft
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Die Segel gehisst bricht das Schlachtschiff der nächsten Welle entgegen. Die Gischt spült übers Deck, die Matrosen halten sich mit letzter Kraft an den schlingernden Hanfseilen fest. Dicke Rauchwolken verdecken die in den Horizont sinkende Sonne, Kanonenrohre schnellen zurück, die Flanke des gegenüberliegenden Schiffs explodiert. Der untergehende Koloss gibt die Sicht frei auf das Chaos rundherum. Überall brennt es auf hoher See.

Es sind nicht die Szenen, die man typischer Weise von der amerikanischen Revolution im Kopf hat. Doch um die Reise ins 18. Jahrhundert authentisch zu inszenieren, wollten die Entwickler von "Assassin's Creed 3" auch den Kampf zur See nicht auslassen.

Geschichte Schreiben

Im dritten großen Kapitel der Serie schlüpft man in die Haut des Kriegers Connor, Sohn einer uramerikanischen Mutter und eines britischen Vaters, um mit den eigenen Händen Geschichte zu schreiben. Doch es dauert noch ein paar Jahre (oder im Spiel ein Dutzend Stunden), bis man zur See fährt.

Alles fängt 1775 in den amerikanischen Kolonien an. Ein junger Krieger kämpft um die Rettung seiner Heimat. Connor widmet sein Leben der Freiheit seines Clans und wird schließlich zum Funken, der die Revolution entfacht. Auf seinem Kreuzzug durchstreift er blutgetränkte Schlachtfelder, überfüllte Straßenzüge, die gefahrenvolle Wildnis und viele weitere Schauplätze. Bis man schließlich die dunkle Wahrheit über den folgenreichen Krieg um Unabhängigkeit aufdeckt.

Die Revolution entfachen

Man erlebt den Aufstieg des ersten amerikanischen Meisterassassinen, von Lexington bis Bunker Hill, und trifft auf historische Ikonen wie George Washington, Benjamin Franklin, den Marquis de La Fayette und andere. Abseits der Geschichtsstunden geht es wie gehabt unsanft zur Sache.

Als Assassine nutzt man seine Jagdinstinkte, um sich an seine Gegner heranzupirschen und sie anschließend mit Waffen, wie Tomahawk, Enterhaken, Bogen, Pistole und natürlich der versteckten Klinge zu überwältigen. Im Rahmen einer Präsentation auf der Gamescom erklärten die Entwickler, dass man das blutrünstige Rollenverhalten jedoch verfeinert habe. Über das Spiel hinweg sei es möglich, sich an Gott und der Welt vorbeizuschleichen, sich im Dickicht auf dem Schlachtfeld aus der Affaire zu halten oder in wuselnden Straßen unbemerkt unter das Volk zu mischen, um schließlich nur die nächste Zielperson um die Ecke zu bringen.

Mehr Biss, mehr Kino

Bis man dann das erste Mal hinter dem Steuer eines der gigantischen Segelschiffe steht, hat man seine Konter perfektioniert. Die erstmals präsentierten Seeschlachten spielen sich hingegen weit weniger feinfühlig. Man weicht so gut es geht dem Feind aus und feuert dann aus allen Rohren. Dafür greift man auf unterschiedliche Munition zurück und hofft, dass mit Feuergeschoßen und Kettenkugeln die gegnerische Flotte klein zu kriegen ist.

Das spektakulär inszenierte Inferno lockert das ansonsten eher taktische Gameplay auf. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem man ein Schiff entert und zurück zu seiner Klinge greift.

Parallelwelt

Um nicht vorzugreifen und die Storystränge zu enthüllen, haben die Entwickler bislang nicht verraten, wie das dritte Kapitel genau in die Saga der Assassinen greift. Doch es sieht so aus, als wäre Ubisoft den Wurzeln auch dieses Mal treu geblieben. Der Rahmen, rund um den Zeitreisenden Desmond wurde weiter ausgebaut, weshalb man mehr als zuvor Einblicke in das Geschehen in der Gegenwart erhält.

Mobil und am Tablet

Für PC, PS3 und Xbox 360 wird "Assassin's Creed 3" am 31. Oktober erscheinen, für Wii U haben die Entwickler einige Funktionen angepasst. So wird man über den Touchscreen des Gamepads permanent Zugriff auf die Karte und das Inventar haben.

Der zeitgleich erscheinende Ableger "Assassin's Creed 3 Liberation" für PS Vita beleuchtet die amerikanische Revolution hingegen aus einer ganz anderen Perspektive. Aveline, die ersten weiblichen Protagonisten der Serie kämpft für die Freiheit im New Orleans des 18. Jahrhunderts - in einer Stadt, die kurz vor der Rebellion steht, nachdem das spanische Imperium dort die Herrschaft übernommen hat. Der Titel macht von der PS Vita-spezifischen Steuerung Gebrauch, insbesondere von den beiden Touchscreens, den Kameras und dem Gyroskop. Speziell auf die Heldin zugeschnitten ist die Fähigkeit, in verschiedene Rollen schlüpfen zu können. Als Aristokratin oder Dienstmädchen führt sie ihre Gegner passend zur Situation heimtückisch hinters Licht. (Zsolt Wilhelm aus Köln, derStandard.at, 15.8.2012)