Washington - Mit bizarren Äußerungen zu Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigungen hat sich ein Kandidat der US-Republikaner für den Senat ins politische Abseits manövriert. 

Palaver über "wirkliche" Vergewaltigungen

Solche Schwangerschaften seien "eher selten", konstatierte Todd Akin, Abgeordneter im Repräsentantenhaus aus Missouri, in einem von den Demokraten derzeit verbreiteten Interview. "Wenn es sich um eine wirkliche Vergewaltigung handelt, hat der weibliche Körper Möglichkeiten, mit denen er versucht, das Ganze zu verhindern", fügte er hinzu.

Akin ist ein erbitterter Gegner von Abtreibungen, aus welchem Grund auch immer diese erfolgen. So sagte er in dem Interview weiter, nach einer Vergewaltigung solle der Täter bestraft werden, nicht aber das "ungeborene Kind".

Einer Studie aus dem Jahr 1996 zufolge gibt es in den USA jedes Jahr mehr als 32.000 Schwangerschaften als Folge von Vergewaltigungen. Der Anteil dieser Schwangerschaften an der Gesamtzahl liegt demnach unter zwölf- bis 45-jährigen Frauen bei rund fünf Prozent.

Sicherheitsabstand von Romney und Co.

Mitt Romney, designierter Präsidentschaftskandidat der Republikaner, und sein Vizekandidat Paul Ryan gingen umgehend auf Abstand zu Akin. Eine Regierung unter ihrer Führung würde Abtreibungen nach Vergewaltigungen nicht ablehnen, zitierten US-Medien aus einer Mitteilung des Wahlkampflagers.

Noch schärfer äußerte sich Romney am Montag in einem Interview des "National Review Online". Die Anmerkungen Akins seien "beleidigend, unentschuldbar und schlichtweg falsch", sagte der Spitzenkandidat. "Wie Millionen anderer Amerikaner finden wir sie anstößig."

Zweischneidige Entschuldigung

Akin selbst entschuldigte sich später für einen Teil seiner Äußerungen. "Es ist klar, dass ich mich in diesem Interview versprochen habe", erklärte er. Was er gesagt habe, spiegle nicht das "Mitgefühl, das ich für die tausenden jedes Jahr vergewaltigten und missbrauchten Frauen empfinde", wider. Von seiner Ansicht, dass kein Kind abgetrieben werden dürfe, auch nicht nach einer Vergewaltigung, rückte Akin jedoch nicht ab. "Ich glaube zutiefst an den Schutz jeglichen Lebens", stellte er klar.

Aufwind für demokratische Amtsinhaberin

Akin tritt im November bei der Senatswahl in Missouri gegen die demokratische Amtsinhaberin Claire McCaskill an. Diese nannte Akins Äußerungen der Zeitung zufolge "ignorant" und "beleidigend". ExpertInnen schließen nicht aus, dass McCaskill durch den Vorfall Aufwind erhält. Bis jetzt galt ihre Wiederwahl als stark gefährdet. Die Republikaner hoffen, ihren und andere Senatssitze zu erobern, und damit auch die Kontrolle über die zweite Kammer im US-Kongress zu erlangen, nachdem sie seit 2010 auch das Repräsentantenhaus kontrollieren. (APA, 20.8.2012)