Wien - Eine am Donnerstag bekanntgewordene Studie der Schweizer Großbank UBS habe gezeigt, "dass die Wohlstandszuwächse der letzten Jahren nicht bei den Menschen angekommen sind" - auch "wenn die wissenschaftliche Basis (der Studie) zum Teil zweifelhaft ist", erklärte die Gewerkschaft am Dienstag in einer Aussendung. "Die Fakten bestätigen, dass die offensive Lohn- und Gehaltspolitik des Vorjahres in Österreich, angefangen von der Metallindustrie, völlig gerechtfertigt war, und wir diesen richtigen Weg fortsetzen werden", meinte der Chef der Privatangestelltengewerkschaft Wolfgang Katzian. Der Vorsitzende der GPA-djp sitzt seit 2005 im Präsidium des Österreichischen Gewerkschaftsbunds (ÖGB), der auf Arbeitnehmerseite seit Jahrzehnten praktisch alle Lohnverhandlungen führt.

Wifo sieht Glas halbvoll

Wifo-Chef Karl Aiginger bestätigte am Montagabend im ORF-Fernsehen, dass die österreichische "Einkommensentwicklung nicht ganz schrittgehalten hat". Dies sei aber nicht auf die Gemeinschaftswährung, sondern auf "die Globalisierung und teilweise (auf) technologische Trends zurückzuführen". Österreich habe durch seine Exportwirtschaft "viel Beschäftigung" aus dem Euroraum gewonnen und daher profitiert.

Auch der ÖGB hält einen Zusammenhang der schwachen Reallöhne mit dem Euro für "nicht nachvollziehbar". Katzian führte die UBS-Studie als Argument dafür an, dass in den Branchen des Dienstleistungssektors die niedrigen Einkommen stärker angehoben werden müssten: "Es wäre beispielsweise im Handel höchste Zeit für ein Mindesteinkommen von 1.400 Euro."

Freiheitliche reiten auf Euroskepsis

Die UBS hatte in ihrer Studie "Who wins with the Euro" erläutert, dass die Einführung einer gemeinsamen Währung 1999 mit teils massiven Reallohnverlusten in Österreich und Deutschland und ebenfalls starken Zuwächsen in Spanien, Portugal und Griechenland einhergegangen sei. Besonderes Augenmerk legte UBS-Analyst dabei auf die unterschiedlichen Auswirkungen der Inflation.

"Allen Propagandalügen zum Trotz zeigt eine Studie der Schweizer Großbank UBS, dass Österreich der große Verlierer der Euroeinführung ist", sagte der freiheitliche Wirtschaftssprecher Bernhard Themessl. Die rotschwarze Regierung habe keinerlei Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung gesetzt, "besonders die Sozialdemokratie hat hier dramatisch versagt".

Die Kaufkraft der österreichischen Einkommen sei im Vergleich massiv gesunken, obwohl die Österreicher zu den produktivsten Arbeitnehmern der Union zählten, sagte die stellvertretende Klubobfrau des BZÖ, Ursula Haubner. Gerade die ärmsten Bevölkerungsschichten in Österreich hätten in den vergangenen zehn Jahren hohe Einkommensverluste erleiden müssen. Die Regierung finanziere nämlich "Pleiteländer auf Kosten des Wohlstandes der eigenen Bevölkerung". (APA, 21.8.2012)