München/Graz - „Neue auf dem Europäischen Kardiologenkongress vorgestellte Studienergebnisse belegen den hohen gesundheitlichen Nutzen von Nichtraucherschutz-Gesetzen", so der Präsident der Österreichischen Kardiologengesellschaft Burkert Pieske, von der medizinischen Universität in Graz. Nachdem in der deutschen Stadt Bremen die Nichtrauchergesetze eingeführt wurden, reduzierte sich die Häufigkeit von STEMI (ST-Hebungsinfarkt), der gefährlichsten Herzinfarkt-Form, in den Jahren 2008 bis 2010 um insgesamt 16 Prozent. Passivraucher profitieren von diesen Gesetzen ganz besonders: Bei ihnen verringerte sich der Anteil von STEMI um 26 Prozent, bei Rauchern um 4 Prozent. Die Studie (Bremer STEMI-Register, 3.545 STEMIs) wurde von Johannes Schmucker auf dem weltweit größten Kardiologenkongress vorgestellt, bei dem in München mehr als 30.000 aktive Teilnehmer aus mehr als 150 Ländern zusammenkommen.

„Die Nichtraucherschutzgesetze hatten also einen nachweisbar positiven Einfluss", so Pieske. „Aus kardiologischer Sicht ist deshalb mit großem Nachdruck zu fordern, dass der Weg der Rauchverbote und des Nichtraucherschutzes in öffentlich zugänglichen Orten konsequent weiter gegangen wird."

Weniger stationäre Krankenhausaufnahmen

Die Untersuchung aus Bremen bestätigt die Ergebnisse einer soeben veröffentlichten Studie, bei der 3,7 Millionen bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse Versicherte 5 Jahre lang beobachtet wurden. Nach Einführung der Nichtrauchergesetze wurde ein Rückgang der stationären Krankenhausaufnahmen aufgrund von Angina Pectoris um 13,3 Prozent und aufgrund von akuten Herzinfarkten um 8,6 Prozent registriert (Quelle: Rauchverbote und Herzgesundheit, SuchtMagazin 3&4 2012, Gohlke et al). Die Daten aus Bremen zeigen nun, dass es insbesondere Passivraucher sind, die von Rauchverboten den größten Nutzen haben.

Dass Rauchen die Gesundheit schwer schädigen kann, ist allgemein bekannt. Auf dem ESC-Kongress werden wieder zahlreiche neue Studienergebnisse zu diesem Thema präsentiert. Sie zeigen beispielsweise, dass auch Menschen, die nur kurze Zeit rauchen, bereits ein deutlich höheres Risiko für Diabetes-Vorstufen (Prädiabetes) als Nichtraucher haben. Bereits 5 bis 10 Packungs-Jahre (pack years = Anzahl der Raucherjahre multipliziert mit der Zahl der täglich konsumierten Zigarettenpackungen) führten in der untersuchten Gruppe von jungen und gesunden Erwachsenen zwischen 25 und 40 Jahren bei Rauchern zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko, Prädiabetes zu haben (Dr. Aeschbacher, GAPP-Studie, Basel und Liechtenstein).

8 Millionen Tote im Jahr 2030

Derzeit rauchen weltweit rund eine Milliarde Menschen. 2012 werden etwa 6 Millionen Menschen - darunter 600.000 Nichtraucher - dem Zigarettenrauchen zum Opfer fallen. Es ist damit für 6 Prozent aller Todesfälle bei Frauen und 12 Prozent aller Todesfälle bei Männern verantwortlich. 2030 werden Berechnungen zufolge bereits 8 Millionen Tote auf Kosten des Rauchens gehen (Quelle: WHO).

Ein hoher Anteil vorzeitiger Herz-Kreislauf-Todesfälle ist auf das Rauchen zurück zu führen: Bei Männern zwischen 35 und 69 Jahren verursacht Rauchen 32 Prozent der Herz-Kreislauf-Todesfälle, bei Frauen 6 Prozent (Quelle: ESC). (red, derStandard.at, 24.8.2012)