Washington - Die Stadt Tampa in Florida ist fast menschenleer, dabei sollte sie in diesen Tagen zur Kulisse für einen "großartigen" republikanischen Nominierungsparteitag werden. Gerechnet haben die Republikaner in den monatelangen Vorbereitungen für die "Conventions" mit vielem, aber nicht mit einem Tropensturm. Der Parteitag mit zehntausenden Teilnehmern war bereits zuvor von vier auf drei Tage verkürzt worden, weil "Isaac" Kurs auf Floridas Westküste mit Tampa zu nehmen schien.

Ursprünglich sollte die Veranstaltung am Montag beginnen und Romney noch am selben Tag offiziell als Spitzenkandidat nominiert werden. Nach bisherigem Stand soll der Parteitag nun in einer rund fünfminütigen Prozedur am Montag eröffnet, aber dann sofort auf Dienstag vertagt werden. Dann soll auch Romneys Krönung stattfinden - mit seiner offiziellen Antrittsrede als Höhepunkt des Parteitags am Donnerstagabend.

Nach Berechnungen von Meteorologen wird "Isaac" zwar Tampa weitgehend verschonen. Der Sturm könnte jedoch am Mittwoch als gefährlicher Hurrikan andere Gebiete der US-Südküste erreichen und damit Erinnerungen an das schlechte republikanische Krisenmanagment nach Hurrikan "Katrina" wachrufen, das den damaligen republikanischen Präsidenten George W. Bush in ein Umfragetief brachten.

Weitere Hiobsbotschaft

Ein weiterer Rückschlag macht den Republikanern in Form der Wahlempfehlung des früheren republikanischen Gouverneurs von Florida zu schaffen. Charlie Crist gab am Sonntag bekannt, bei der Wahl den demokratischen Amtsinhaber Barack Obama unterstützen zu wollen. Crist hatte sich vor zwei Jahren von den Republikanern losgesagt, nachdem sie ihm eine Kandidatur für den US-Senat verweigert hatten. Er trat als Unabhängiger an und erreichte 30 Prozent der Stimmen.

In einem Kommentar für die Regionalzeitung "Tampa Bay Times" kritisierte Crist am Sonntag, dass die Partei "extrem weit nach rechts gerückt" sei. Als Beispiel nennt er das strikte Abtreibungsverbot, das die Republikaner auf ihrem Parteitag beschließen wollen. "Dieser Partei mangelt es an Führungsstärke und Ernsthaftigkeit", bemängelt der Ex-Gouverneur. Die Wahlempfehlung von Crist könnte die Bemühungen der Republikaner zunichtemachen, mit dem Parteitag in Tampa entscheidende Punkte im Kampf um Florida zu sammeln.

Romney beschwert sich über Demokraten

Kurz vor seiner offiziellen Kür zum Präsidentschaftskandidaten beklagte Romney unzulässige Angriffe aus dem Lager Obamas. Er habe zwar "viele Schwächen", die letzten Angriffe auf seine Person seien aber "fehlgeleitet" und "unehrlich", sagte er in einem am späten Sonntagabend veröffentlichten Interview mit der Zeitung "USA Today".

"Das hat mich überrascht. Ich dachte, sie würden mich wegen Dingen verfolgen, die stimmen, die ich falsch gemacht habe. Aber stattdessen sind es absurde Sachen", sagte Romney. Der frühere Finanzinvestor nannte als Beispiel die Behauptung des demokratischen Mehrheitsführers im Senat, Harry Reid, dass er in den vergangenen zehn Jahren keine Steuern gezahlt habe.

"Tiefer und tiefer und tiefer"

Außerdem verwies er auf US-Vizepräsident Joe Biden, der gewarnt hatte, dass ein Sieg der Republikaner dazu führen könne, dass Menschen wieder "in Ketten" gelegt würden. "Das Weiße Haus sinkt immer tiefer und tiefer und tiefer", sagte Romney. "Die Menschen in Amerika wissen, dass das eine wichtige Wahl ist, und sie verdienen Besseres." (APA, 27.8.2012)