Vier Jahr Planungsphase für den "Media-Server", doch Präsident Helmut Hanusch hat das "Gefühl, wir rasen in die Zukunft." Das österreichische Hub-Projekt, an dem sich alle großen Medien und Agenturen des Landes beteiligen, soll das Mediennutzungsverhalten der Österreicher auf einem Niveau zu erheben. Wie das Panel "Mediaserver - Eine unendliche Geschichte" auf den Medientagen zeigte, sorgt das Vorhaben nach wie vor kontroverse Diskussionen.

Redelsführerin der Kritikerfraktion war Conny Absenger, selbst mit der Mediengruppe Österreich als "einfaches zahlendes Mitglied" in das Projekt involviert. Bereits nach der Vorstellung des Status Quo stellte sie dieser "drübergestülpten Touchpointstudie" die Sinnfrage, die ohne Korrekturversuch die problembehafteten Grundstudien integrieren will. 

Hanusch als "Präsident des Geheimbundes"

Weiters bekrittelte die Managerin die steigenden Kosten, die nach ihren Informationen vom Letztjahresstand von 1,3 Millionen Euro auf inzwischen 2,3 Millionen Euro gestiegen sein sollen. Alsdann forderte sie Hanusch als "Präsident des Geheimbundes" auf, Einblick in das zehnseitige Briefing für die Marktforschungsinstitute, die zwei eingelangten Angebote und die veranschlagten Kosten zu bekommen. Außerdem fragte Absenger, ob auch einfache Mitglieder die Ergebnisse der Pilotstudie zu sehen bekommen, deren Abschluss mit Frühjahr 2013 anberaumt ist.

Hanusch nahm den Angriff gelassen und klärte zuerst die Kostenfrage. Bis dato sei noch gar keine Kosten bekannt, erst wenn der Vertrag mit einem Marktforschungsinstut unterschrieben sei, könne man dergleichen bekanntgeben. Die Entscheidung für ein Institut könnte bereits nach der Angebotspräsentationen in der Sitzung am 5. Oktober fallen.

Öffentliche Protokolle

Die Sinnfrage beantwortete er mit einem einfachen "Wir machen das ja alles nicht aus Jux und Tollerei". Schließlich wären nicht alle österreichischen Medienunternehmen und Agenturen an Bord, wenn man nicht ein derartiges Instrumentarium für den Umgang mit der sich rapide verändernden Medienwelt brauchen würde. Auch bezüglich der Einsichtnahme beruhigte Hanusch seine Kollegin. Der Mediaserver beginne gerade seine organisatorische Tätigkeit, weshalb es ab nun auch öffentlich einsehbare Protokolle geben werde.

Ebenfalls starke Position bezog die im technischen Gremium tätige Eva Sassmann für die neue Mediennutzungstudie, mit dem Zusatz, dass diese erst am Beginn einer langen Reise stehe. Christine Antlanger Winter sprach sich als IAB-Präsidentin für eine einheitliche Währung aus, verortet jedoch noch grobe Mängel in der Abbildung des globalen Medienmarktes und des sich verändernden Medienkonsums. Gerhard Fritsch von Spar, der die Kundenposition am Podium vertrat, diagnostizierte die Bedürfnisse des Handels als generell vernachlässigt, da in der Studie weder Flugblätter, Printbeilagen noch regionale Werbeschaltungen berücksichtigt werden. (tara, derStandard.at, 26.9.2012)