Nach Verlust von Gliedmaßen ändert sich in der Regel das Volumen von Hirnstrukturen, die zuvor für Empfindung und Bewegung des amputierten Körperteils zuständig waren. Ein Team des Lehrstuhls für Biologische und Klinische Psychologie der Universität Jena konnte das mit Hilfe moderner Hirnuntersuchungen nachweisen.

Ein Forscherteam der Universität Jena konnte nachweisen, dass im Gehirn das Volumen, der für Körperempfindung und Bewegung zuständigen Hirnstrukturen eines amputierten Armes, abnimmt. Gleichzeit nehmen andere Areale, die dafür sorgen, dass der Prothesenträger Greifbewegungen mit einer elektrisch gesteuerten Prothesenhand erfolgreich ausführen kann, an Volumen zu. Letzteres spiegelt die erhöhte visuelle Kontrolle und Aufmerksamkeit beim Greifen mit einer Prothesenhand wider.

Bei gesunden Menschen laufen solche Greifbewegungen hingegen meist automatisiert und ohne erhöhten Kontroll- und Aufmerksamkeitsaufwand ab. Die visuellen Kontrollareale im Gehirn bei den Prothesenträgern wachsen offensichtlich mit der stärkeren Beanspruchung. Ein gleichartiges Phänomen lässt sich z. B. auch im Gehirn von Musikern für Kontrollareale von Fingern beobachten, mit denen Seiten einer Geige oder Gitarre gezupft werden.

Für die Schmerzforschung sind diese Erkenntnisse von besonderem Interesse, weil Patienten mit starken Phantomschmerzen eine geringere Volumenzunahme verzeichnen. Thomas Weiß, der die Arbeitsgruppe betreut, sieht bei den Prothesenträgern ähnliche Vorgänge wie bei den Musikern: "Wer seine Prothese häufig benutzt, trainiert zugleich seine visuellen Kontrollareale im Gehirn." (red, derStandard.at, 18.10.2012)