Wien - Rupert Murdoch ließ seine britische Times und Sunday Times 2010 hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Ihre Onlinereichweiten atomisierten sich auf ein Zehntel. 2012 haben laut Branchendiensten rund 120.000 die Times digital abonniert, etwa ein Drittel der Printauflage.

In der Heimat des Medienzaren, Australien, zieht sich seit Sommer der letzte größere Konkurrent von Murdochs Blättern ebenfalls hinter eine Paywall zurück.

Eine gemeinsame nationale Bezahlschranke der größeren Verlage betreibt Piano Media in der Slowakei, die Firma versucht sich inzwischen etwa auch in Polen.

Nachdenken über Paid Content

Die österreichische Nachrichtenagentur APA bietet Digitalausgaben österreichischer Blätter unter Austria-Kiosk.at gegen Geld zum Download an. Bisher haben sich ein paar Tausend Menschen registriert. Wie zuletzt die Kurier-Führung denken viele heimische Verlage über Bezahlinhalt nach, etwa die Oberösterreichischen Nachrichten, auch von der Krone wurde das berichtet. Das Wirtschaftsblatt experimentiert schon länger (und aus eigener Sicht erfolgreich) damit.

Bei seiner großen Styria-Schwester Kleine Zeitung informierte Chefredakteur Hubert Patterer Donnerstag über neue multimediale Aufgaben für die Redaktion. Bezahlschranken sind Thema, freilich nicht aktuell, hieß es. Die Kleine setzt offenbar auf Bezahl-Apps, eine soll im November starten. Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin und Geschäftsführerin von derStandard.at: " Wir freuen uns über jedes neue Experiment, denn bei jedem neuen Versuch kann man wieder etwas lernen. Derzeit ist das für uns kein Thema, obwohl die Aussicht von jedem User pro Monat zum Beispiel einen Euro zu bekommen, sehr verlockend ist."

Erfolgsmodell

Große internationale Wirtschaftstageszeitungen wie Murdochs Wall Street Journal und die Financial Times verlangen schon lange für ihre sehr spezifischen Inhalte Geld, sie gelten als ein Erfolgsmodell für Paywalls.

Die genossenschaftlich organisierte linke deutsche tageszeitung setzt lieber auf freiwillige Spenden - wie das neue österreichische Web-Medium dossier.at. (red, DER STANDARD, 20./21.10.2012)