Graz/Wien - Schlaganfälle sind für viele Betroffene nicht immer klar erkennbar. "Vor allem bei älteren Menschen liegt die beobachtete Häufigkeit 'stummer Schlaganfälle' im Mittel bei 15 Prozent. Noch öfter werden diese in speziellen Risikogruppen wie bei Menschen mit anderen vaskulären Risikofaktoren oder Erkrankungen beobachtet", sagte Franz Fazekas, Vorstand der Uni-Klinik für Neurologie an der MedUni Graz, im Rahmen eines Pressegesprächs zum Welt-Schlaganfall-Tag 2012. 

"Solche Infarkte sind meistens klein und zerstören relativ wenig Hirnsubstanz. Sie liegen in Gebieten, die nicht primär für bestimmte Steuerungs- oder Wahrnehmungsfunktionen zuständig sind, oder  betreffen Hirnregionen, deren Störung vor allem unspezifische Symptome wie kurzen Schwindel oder flüchtige Benommenheit auslösen und nicht als ernste Bedrohung wahrgenommen werden", erklärte der Mediziner.

Mögliche Vorboten

Stumme Hirninfarkte gehen aber nicht spurlos an den Betroffenen vorüber. "Eine Reihe von Untersuchungen hat mittlerweile belegt, dass stumme Hirninfarkte und damit verbundene andere vaskuläre Läsionen des Gehirns die Entwicklung von Demenz und Behinderung im Alter begünstige", so Franz Fazekas.

Auch andere Gehirnfunktionen wie die psychische Befindlichkeit oder die Steuerung des Gehens, aber auch basale Funktionen wie die Kontrolle der Harnblase können durch derartige Schäden beeinträchtigt werden. "In Anbetracht der zunehmenden Lebenserwartung mit dem Wunsch, ein hohes Lebensalter möglichst auch geistig fit zu erleben, wird das Erkennen und vor allem Vermeiden vaskulärer Gehirnschäden immer wichtiger", lautete die Einschätzung des Neurologen.

"Stumme Hirninfarkte" sind mögliche Vorboten eines klinisch erkennbaren Schlaganfalls. Das ist mitunter auch bei jüngeren Menschen nachweisbar. So hat einer rezente Studie (SIFAP-Studie) an über 5.000 Patienten mit akutem Schlaganfall und transienter ischämischer Attacke ("Schlagerl") im Alter zwischen 18 und 55 Jahren gezeigt, dass jeder fünfte Betroffene bereits zuvor einen Hirninfarkt erlitten hatte, ohne dass ihm das bewusst war. Diese Daten bestätigen ähnliche Ergebnisse aus Finnland, die in einer Verlaufsbeobachtung die erhöhte Gefahr für weitere Schlaganfälle bei Vorliegen stummer Hirninfarkte belegen konnte.

Präventionsmaßnahmen

"Frühzeitiges Erkennen derartiger Ereignisse könnte damit die raschere und umfassendere Einleitung präventiver Maßnahmen ermöglichen", so Fazekas. "Das bedeutet wiederum die Notwendigkeit, auch unklare Symptome ernst zu nehmen, und vor allem Risikogruppen zumindest zur Behandlung oder Vermeidung von Auslösefaktoren vaskulärer Hirnschäden anzuhalten."

"Stumme" Hirninfarkte zeigen sich, wenn über bildgebende Methoden wie der Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) Zeichen eines abgelaufenen Infarktes oder gar einer Blutung findet, ohne dass typische Symptome eines Schlaganfalls erinnert und angegeben werden. (red, derStandard.at, 24.10.2012)