Graz - "Hola!", wurden Richter Raimund Frei, Staatsanwalt Johannes Winklhofer und die zehn Angeklagten im NS-Wiederbetätigungsprozess am Montag in Graz begrüßt. Der ungewöhnliche Gruß eines spanischen Gerichtsdieners kam vom Bildschirm im Saal 5 des Grazer Landesgerichts.

Zuvor hatte man mit zahlreichen Zusehern vom großen Schwurgerichtssaal übersiedeln müssen, wo der Prozess nach vier Monaten am Montagmorgen fortgesetzt wurde.

Die lange Pause war wegen jenes Zeugen entstanden, der nun über Videokonferenz aus einem spanischen Gerichtssaal sprach: dem bereits viermal rechtskräftig wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten Holocaust-Leugner Gerd Honsik. Honsik wurde in Österreich im Vorjahr wegen seines Alters (71) und seiner Familie in Spanien auf Bewährung freigelassen. Nun sollte er als Zeuge für den ältesten der in Graz Angeklagten, den prominenten Rechtsextremen Franz Radl, aussagen.

"Junges deutsches Publikum"

Honsik bestätigte in der Befragung durch Richter und Staatsanwalt, dass ihm Radl beim Betreiben seiner Homepage honsik.com geholfen habe. Radl sollte "Werbung beim jungen deutschen Publikum" für Honsiks Bücher machen, erzählt der Autor von "Freispruch für Hitler". Allerdings nur für jene, "die nicht verfolgt und verboten" sind.

Die Seite sei aber 2007 vom Netz genommen worden, als ein Auslieferungsverfahren für Honsik zwischen Österreich und Spanien lief. Mit einer anderen Site, die später online ging, will Honsik nichts zu tun haben, und er glaube auch nicht, dass Radl dahinterstecke. Er wäre sonst "sehr enttäuscht" von Radl, der auch beschuldigt wird, Aufkleber verteilt zu haben, auf denen Freiheit für den dann inhaftierten Honsik gefordert wurde. Es folgte eine schleppende und ausufernde Befragung von Honsik durch Radl.

"Keine Fragen über Holocaust"

Als Radl den österreichischen Historiker Gerhard Jagschitz anspricht, unterbricht ihn Honsik: "Lieber Franz, ich habe eine Bitte, Fragen über den Holocaust bitte nicht an mich herantragen", so Honsik, "ich würde sonst gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen." Diese Bitte erfüllte Radl seinem väterlichen Freund.

Ein anderer Angeklagter, der junge Richard P., stellte am Montag den Antrag auf Vertagung der Hauptverhandlung, weil er keine Unterlagen mehr habe, mit denen er sich auf den seit Monaten laufenden Prozess hätte vorbereiten können.

Der Grund: PC-Dokumente seien ihm abhandengekommen - bei einer Hausdurchsuchung in der Causa der Neonazi-Site Alpen-Donau.info, deretwegen in Wien Gottfried Küssel vor Gericht steht. Der Antrag wurde abgelehnt. Am 3. Dezember wird weiterverhandelt. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 13.11.2012)