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Ausgehend von der Struktur bekannter C-Peptide haben Virologen der MedUni Innsbruck einen neuen Fusionsinhibitor entwickelt.

Foto: epa/JAGADEESH NV

Innsbruck - Aufgrund zunehmender Resistenzen und Nebenwirkungen stößt die lebenslange medikamentöse HIV-Therapie an ihre Grenzen. Mit der medikamentösen Kombinationstherapie aus mindestens drei antiretroviralen Wirkstoffen kann der Ausbruch der Immunschwächekrankheit AIDS zwar hinausgezögert werden, es ist jedoch nicht möglich, das HI-Virus aus dem Körper zu eliminieren. Die eingesetzten Arzneimittel verhindern lediglich die Vermehrung des Virus durch verschiedene Wirkmechanismen, indem sie beispielsweise den Eintritt des Virus in die Wirtszelle hemmen oder die Vermehrung der Viren innerhalb einer infizierten Zelle inhibieren.

Wiederkehrende Resistenzproblematik

Einer dieser Hemmstoffe agiert als Fusionsinhibitor. Es handelt sich dabei um kleine Eiweißmoleküle - C-Peptide - die das Eindringen von HIV in die Immunzellen verhindern, indem sie das Verschmelzen der Virushülle mit der Zellmembran blockieren. Anfang 2003 wurde der erste Fusionsinhibitor Enfuvirtid auf den Markt gebracht. "Die unter dem Handelsnamen Fuzeon etablierte Substanz kommt jedoch heute kaum noch zum Einsatz, da sie zu starken Lokalirritationen auf der Haut führt und bereits nach acht Wochen Resistenzen erzeugt", erläutert Dorothee von Laer, Leiterin der Sektion für Virologie an der MedUni Innsbruck, die Problematik.

Neuer Fusionsinhibitor

Die Innsbrucker Virologen arbeiteten in den vergangenen Jahren an der Weiterentwicklung dieses Mechanismus: "Wir haben ausgehend von der Struktur bekannter C-Peptide einen neuen Fusionsinhibitor entwickelt. Durch den Austausch aller immunogenen Bereiche wird das neue antivirale Peptid einerseits nicht mehr vom Immunsystem der PatientInnen als fremd erkannt, andererseits ist es nach wie vor hoch wirksam. Auch Viren, die bereits gegen Fuzeon resistent sind, bleiben für das neue Peptid empfänglich und Resistenzen entstehen nicht so leicht", erklärt Lisa Egerer aus dem Forschungsteam der MedUni Innsbruck.

Ein weiterer Vorteil des neu entwickelten Peptids liegt in der Erweiterung des Wirkungsbereichs. Im Gegensatz zu Enfuvirtid ist das modifizierte Peptid nämlich auch gegen HIV-2 - eine vor allem in Afrika häufig auftretende Variante - effektiv einsetzbar. Der nächste Schritt soll in der Erhöhung der Halbwertszeit des Peptids, also einer verlängerten Wirkungsdauer, liegen.

Gentherapie

Die erst kürzlich publizierten Forschungsergebnisse sollen auch zur Entwicklung einer neuen Gentherapie für AIDS-PatientInnen beitragen. Hierbei wird das Gen, das ein antivirales C-Peptid kodiert, ins Erbgut menschlicher Zellen eingebracht. Die genetisch veränderten Zellen produzieren daraufhin das Peptid direkt im Körper, wodurch der Eintritt von HIV in seine Zielzellen gehemmt und somit die Vermehrung der HI-Viren verhindert wird. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Prinzip in Zukunft nicht nur zur Gentherapie bei AIDS-PatientInnen eingesetzt werden, sondern langfristig auch in der Prophylaxe Anwendung finden kann. (red, derStandard.at, 23.11.2012)