Gustl Mollath könnte Opfer der bayerischen Justiz sein.

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Wäre die Geschichte des Gustl Ferdinand Mollath eine erfundene, dann würde man wohl sagen: schon recht dick aufgetragen. Und: So was passiert doch nicht in Deutschland.

Dem 57-jährigen Bayern ist möglicherweise vom Staat großes Leid angetan worden, vielleicht wurde er vor sieben Jahren zu Unrecht in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie in Bayreuth eingewiesen. Sein Fall aber löste so viel Empörung aus, dass er jetzt noch einmal aufgerollt wird - selbst Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat die eigentlich unabhängige Justiz dazu aufgefordert.

Bis 2003 führte Mollath, der aus Nürnberg stammt, ein unauffälliges Leben. Er und seine Frau Petra sind leidenschaftliche Autofahrer, Mollath repariert Ferraris. 2000 jedoch muss er aus finanziellen Gründen aufgeben, er wird arbeitslos.

Auch die Ehe läuft immer schlechter, 2003 kommt es im Scheidungsverfahren zu einem wahren Rosenkrieg. Beide Seiten kämpfen mit harten Bandagen. Petra Mollath behauptet, ihr Mann habe sie geprügelt, gewürgt und ihre Autoreifen aufgestochen.

Frau Mollath, die als Kundenberaterin bei der Münchener Hypo-Vereinsbank (HVB) arbeitet, erstattet Anzeige, ihr Mann auch. Seine Vorwürfe: Seine Frau habe für Kunden illegal Bargeld in die Schweiz geschafft, er sei selbst dabei gewesen.

Herrn Mollaths Vorwürfe werden vom Staatsanwalt nicht verfolgt. Gutachter sprechen von einem "paranoiden Gedankensystem" - auch weil Mollath Wirres über die Mondlandung sowie die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy vorträgt und einen Brief an den 1963 verstorbenen deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss schreibt. 2006 weist ihn das Landgericht Nürnberg in die Psychiatrie ein.

Dort sitzt Mollath seither - "mutterseelenallein", wie er in einem TV-Interview erklärt. Er habe nicht mal mehr eigene Socken, sagt er. Plötzlich sei er der "schwer kriminelle Wahnsinnige gewesen - von null auf hundert", obwohl er zuvor noch nie Strafpunkte im Flensburger Führerscheinregister gehabt habe.

Dass seine "absolut unglaubliche Geschichte" (Mollath) jetzt neu untersucht wird, verdankt Mollath medialem Druck. Mehrere Medien berichteten vor kurzem, dass die HVB in einem internen Revisionsbericht die Schwarzgeld-Vorwürfe als zutreffend bezeichnet habe. Und Mollath sagt: "Ich würde mich sehr freuen, wenn jetzt endlich der korrekte Weg beschritten würde." (Birgit Baumann, DER STANDARD; 2./3.12.2012)