Nach der Bestellung von Edgar Weinzettl zum Ressortleiter Innenpolitik übten am Freitag die Redakteurssprecher der ORF-Radioinformation heftige Kritik an Generaldirektor Alexander Wrabetz und Radiodirektor Karl Amon. "Wir sind fassungslos über die Entscheidung der Geschäftsführung zur Postenvergabe im Ressort Innenpolitik", hieß es in einem Mail an Wrabetz.

Man habe in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder auf "die damit verbundene Problematik" hingewiesen. "Die Redakteursvertretung hat in dieser Sache wiederholt und zeitgerecht der Geschäftsführung die massiven Bedenken mitgeteilt und gleichzeitig ihre Kompromissbereitschaft signalisiert. Es geht nicht darum, dass sich eine Redaktion ihre Chefs selbst aussuchen darf, sondern um das Recht auf fachlich unbestrittene, allseits akzeptierte Führungskräfte."

"Ignorieren der Mitwirkungsrechte muss aufhören"

Die Verantwortung für alle mit der Bestellung von Weinzettl verbundenen Folgen "liegt nun bei Ihnen und beim Hörfunkdirektor", schreiben die Redakteurssprecher. Es geh nun nicht mehr nur um die unmittelbaren Auswirkungen für die Hörfunk-Information. "Es geht darum, im gesamten ORF Entscheidungen zu verhindern, die dem Ansehen und der Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schaden. Das beharrliche Ignorieren der den Redaktionen zustehenden Mitwirkungsrechte muss aufhören." Im Rahmen einer Redakteursversammlung würden demnächst die weiteren, auch rechtlichen Schritte beraten.

Bestellvorgang könnte noch vor KommAustria landen

Im ORF-Radio war am Freitag die Rede davon, dass die Bestellung Weinzettls zum Innenpolitik-Ressortchef noch vor der Medienbehörde KommAustria beeinsprucht werden könnte, da den Ausschreibungskriterien möglicherweise nicht entsprochen wurde. In der ORF-Ausschreibung wurden von den Bewerbern unter anderem ausgewiesene innenpolitische und europapolitische Qualifikationen gefordert. Diese wurden im offiziellen ORF-Hearing nicht abgefragt, und die Redakteure sprechen Weinzettl auch die entsprechende fachliche Eignung ab.

"Weinzettl ist von acht Bewerbern der einzige, der noch nie in einer innenpolitischen Redaktion gearbeitet hat", meinte etwa Redakteursratsvorsitzender Dieter Bornemann erst kürzlich in einem Interview mit dem Branchenmagazin "Journalist". (APA, 14.12.2012)