Etwa die Hälfte aller Menschen mit Herzinsuffizienz leiden an der sogenannten "diastolischen Herzschwäche". Die Herzkammern dieser Patienten sind versteift und deshalb fließt nicht genug Blut in die linke Herzhälfte. Bisher gibt es keine speziellen medikamentösen Behandlungsempfehlungen. Das könnte sich bald ändern.

Ein aussichtsreicher Kandidat für die Behandlung einer diastolischen Herzinsuffizienz könnte das lang bewährte Diruetikum "Spironolacton" sein. Das Medikament wird seit über 50 Jahren gegen Bluthochdruck eingesetzt. Der sogenannte Aldosteronrezeptorantagonist verbessert nachweislich die Füllungsphase des Herzens in der linken Hälfte (Diastole, Anm. Red.). 

Kein Einfluss auf Belastbarkeit

Auf die Belastbarkeit der Patienten hat die Gabe des Medikaments keinen Einfluss. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Studie unter der Federführung von Medizinern am Herzzentrum der Universitätsmedizin Göttingen. Beteiligt an den Untersuchungen waren insgesamt zehn Herzzentren in Deutschland und Österreich.

Die Ergebnisse der sogenannten Aldo-DHF-Studie wurden am 27. Februar 2013 im renommierten internationalen „Journal of the American Medical Association" (JAMA) veröffentlicht.

422 Patienten wurden in den Jahren 2007 bis 2011 im Rahmen der Studie untersucht. Jeweils die Hälfte bekam das Medikament "Spironolacton" beziehungsweise ein Plazebo. Weder Ärzte noch Patienten wussten, welcher Patient welcher Gruppe zugeordnet war.

Unabhängig von Alter und Geschlecht

"Nach einem Jahr Behandlung zeigte sich die Herzfüllungsphase in der Gruppe, die mit "Spironolacton" behandelt wurde, deutlich gebessert. Im gleichen Zeitraum hatte sich dieser Wert in der Placebogruppe leicht verschlechtert", sagt der Erst-Autor und Koordinator der Studie, Frank Edelmann aus der Abteilung Kardiologie und Pneumologie der UMG.

Der positive Effekt des Medikaments war dabei unabhängig von verschiedenen Patientenmerkmalen, wie Alter, Geschlecht, Nierenfunktion, nachweisbar. Darüber hinaus sank bei den mit Spironolacton behandelten Patienten der Blutdruck. Der zuvor verdickte Herzmuskel wurde schlanker. Ein Blutwert, der das Ausmaß der Herzbelastung anzeigt (NT-proBNP), besserte sich ebenfalls.

Große Studie geplant

Die Belastbarkeit der Patienten unterschied sich allerdings nach einem Jahr Behandlungsdauer nicht zwischen den beiden Gruppen. Als Kriterium galt hierbei die maximale Sauerstoffaufnahme während einer Fahrradergometrie. Darüber hinaus kam es bei einigen Patienten, die mit "Spironolacton" behandelt wurden, zu einem Anstieg der Kalium- und Nierenwerte. "Dies sind bekannte Nebenwirkungen des Medikamentes, die sich aber durch eine Reduzierung oder Pausierung des Medikamentes gut beherrschen ließen", sagt Burkert Pieske, Leiter der Studie, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Graz.

"Die Ergebnisse der Studie stimmen hoffnungsvoll, dass mit Spironolacton endlich ein Medikament gefunden worden ist, das bei der diastolischen Herzschwäche einen positiven Einfluss auf Umbauprozesse am Herzen hat", sagt Rolf Wachter von der Abteilung Kardiologie und Pneumologie der UMG. "Auch wenn wir jetzt diese Daten vorliegen haben, ist es noch zu früh, unseren Patienten diese Therapie generell zu empfehlen." Für Ende 2013 werden die Ergebnisse der US-amerikanischen "TOPCAT-Studie" erwartet. Diese Studie untersucht über 3.000 Patienten. "Danach wissen wir vermutlich besser, ob das Medikament "Spironolacton" in Zukunft für alle Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz empfohlen werden kann", so Edelmann. (red, derStandard.at, 4.3.2013)