Das Galaxy S4: Rein äußerlich sind auf den ersten Blick nur recht wenige Unterschied zum Vorgänger auszumachen.

Grafik: Samsung

Im direkten Vergleich bestätigt sich dies, auch die Abmessungen sind beinahe identisch.

Foto: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Die Software  wurde wie gewohnt mit Samsungs Touchwiz angepasst...

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...basiert im Kern aber auf dem aktuellen Android 4.2.2.

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Bild nicht mehr verfügbar.

Neben der Variante "White Frost" gibt es wie im Bild zu sehen auch eine namens "Black Mist".

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Im Rahmen einer für so manche ZuseherInnen wohl etwas gewöhnungsbedürftigen Inszenierung hat Hardwarehersteller Samsung am Donnerstag jenes Smartphone präsentiert, mit dem man in den nächsten Monaten den Markt dominieren will: Das Galaxy S4 protzt vor allem mit topaktueller Hardwareausstattung, will aber auch mit seiner weiter zunehmenden Zahl an herstellerspezifischen Android-Modifikationen punkten.

Hands-On

Am Rande der Präsentation hatte auch der WebStandard die Möglichkeit einen ersten Blick auf das Gerät zu werfen, woraus der folgende Erfahrungsbericht resultiert. Wie immer bei solchen Hands-Ons üblich, sei darauf hingewiesen, dass es sich hier natürlich nur um einen vergleichsweise flüchtigen Eindruck handelt, und zentrale Themen wie Akku-Laufzeit oder Stabilität der Software in einem solch zeitlich eng umrissenen Rahmen nicht seriös beurteilt werden können. Zudem soll sich das Hands-On auf subjektive Eindrücke konzentrieren, zu den Spezifikationen wurde ohnehin schon anlässlich der Präsentation vieles gesagt, auf das hier einfach nur verwiesen sein soll.

Irgendwie bekannt

Der erste Eindruck überrascht gleich mal - allerdings vielleicht etwas anders als manche erwarten würden. Auf den ersten Blick werden nämlich wohl nur die wenigsten ein Galaxy S4 von seinem Vorgänger unterscheiden können. Auch wenn der Bildschirm rein nominell von 4,8 auf knapp 5-Zoll angewachsen ist, bleiben Abmessungen und Grundform praktisch identisch, lediglich die geringere Dicke fällt auf.

Kunststoff

Die Verarbeitungsqualität des Galaxy S4 liegt im Rahmen dessen, was man von Samsung gewohnt ist, und vor allem durch die Verwendung von Kunststoff als Gehäusematerial regelmäßig die Geister spaltet - auch wenn der Hersteller - nicht ganz zu unrecht - betont, dass diese Wahl entscheidende Vorteile hat, etwa in Fragen Widerstandsfähigkeit. Die auf Fotos zu sehende, leichte Textur ist übrigens nur ein optisches "Gimmick", außen präsentiert sich das Gerät weiter glatt. Die Rückabdeckung des S4 ist relativ dünn und biegsam, was auch schon ohne Abnehmen bei einem festeren Griff zu spüren ist. Ein echtes Plus ist hingegen, dass sich darunter ein leicht austauschbarer Akku befindet, was mittlerweile ja auch bei der Android-Konkurrenz keine Selbstverständlichkeit mehr ist.

Display

Der Bildschirm ist - wie von den Spezifikationen schon zu erwarten ein echter "Hingucker". Einzelne Pixel sind beim Galaxy S4 mit seiner Full-HD-Auflösungen mit freiem Auge einfach nicht mehr auszumachen, daran ändert auch der Aufbau der Subpixel mit einer sogenannten - und immer wieder umstrittenen - Pen Tile Matrix nichts. Umgekehrt hat diese Anordnung den Vorteil, dass der Bildschirm potentieller heller ist als andere, untere den schwierigen Lichtverhältnissen eines solchen Hands-On konnte dies aber nicht letztgültig ermittelt werden.

Fortschritte

Im direkten Vergleich zeigt sich ein sichtbarer Fortschritt zum Bildschirm des S3, vor allem was Bildqualität als auch Farbechtheit anbelangt. Mit einem LCD kann man sich in der letzten Kategorie aber natürlich weiterhin nicht messen, dafür gibt es im Tausch das AMOLED-typische "echte" Schwarz ohne Hintergrundleuchten.

Gorilla Glass 3?

Ein interessantes Detail am Rande: Wie ein Samsung-Mitarbeiter im Rahmen des Hands-On gegenüber dem WebStandard versichert, kommt beim Galaxy S4 bereits das noch recht neue Gorilla Glass 3 zum Einsatz. In den der Presse mitgeteilten - noch unvollständigen - Spezifikationen findet sich dieser Hinweis allerdings nicht, insofern ist diese Information mit Vorsicht zu genießen.

Speed

Viel wurde im Vorfeld über den Exynos 5410-Prozessor und dessen acht Kerne (vier "schnelle", vier "stromsparende") gesprochen. Erste Benchmarks weisen diesem einen signifikanten Vorsprung zur Konkurrenz aus, viel wichtiger als solche Testfälle ist aber ohnehin, wie sich das Galaxy S4 in Alltagssituationen schlägt. Und da ist der erste Eindruck ein hervorragender: Egal was ausprobiert wurde, Hänger gab es keine zu sehen, Apps waren umgehend gestartet, auch Webseiten laden aufällig flott.

Wahlweise

Die zweite angekündigte Variante des S4 mit klassischem Quadcore-Prozessor gab es im Hands-On nicht auszuprobieren, insofern kann über deren Performance auch keine Aussage getroffen werden. Rein von der Papierform her sollte aber auch der mit 1,9 GHz getaktete Snapdragon 600 absolute Top-Geschwindigkeiten bieten.

Kamera

Im Rahmen eines Hands-On, in dem die Geräte nicht vom Platz entfernt werden dürfen, kann die Qualität einer Kamera natürlich nur begrenzt getestet werden. Trotzdem lässt sich im direkten Vergleich zumindest so viel sagen: Mit seiner 13-Megapixel-Auflösung, vor allem aber mit dem neuen, lichtstärkeren Sensor, liefert das Galaxy S4 tatsächlich eindeutig bessere Fotos als sein Vorgänger.

Die dazu gehörige Software hat ebenfalls einige neue Tricks gelernt: So funktioniert denn auch die gleichzeitige Aufnahme mit Front- und Rückkamera im Test bestens. Die NutzerInnen können die Eigenaufnahme frei im eigentlichen Foto positionieren, in der Größe verändern und mit einem Rahmen versehen. Alternativ dazu kann auch die Funktion "Split Screen" gewählt werden, bei der beide Fotos nebeneinander angeordnet werden.

Eraser

Ebenfalls nett ist der "Eraser"-Modus bei der durch die Kombination mehrerer Aufnahmen kurz im Hintergrund auftauchende Personen oder Objekte automatisch entfernt werden können - quasi die eingebaute Anti-"Photobomb"-Funktion. Wie auch der "Drama Photo Modus", der dazu gedacht ist, mehrer Bewegungsstufen einer Person in ein Bild zu basteln, hängt die Erfolgsquote dieser Funktion stark vom jeweiligen Ambiente und hier im speziellen von den Lichtverhältnissen und dem Hintergrund ab.

Android

Wenn wir schon bei der Software sind. Wer bei der Samsung-Präsentation nicht ganz genau aufgepasst hat, hätte es schon mal versäumen können, aber: Das Galaxy S4 basiert wie seine Vorgänger auf Android, hier in der aktuellsten Version 4.2.2 enthalten. Ein "Up-to-date"-Status, der ebenso erfreulicher wie flüchtiger Natur sein dürfte. Ist doch davon auszugehen, dass Google Mitte Mai im Rahmen der eigenen IO-Konferenz mit "Key Lime Pie" eine neue Android-Generation präsentieren wird. Vom anvisierten Marktstart des S4 bis zur Google IO sind es gerade einmal zwei bis drei Wochen, bleibt also einmal mehr zu hoffen, dass Samsung weiter an der Beschleunigung des eigenen Update-Prozesses arbeitet.

Smart Scroll

Wobei Samsung den Schwerpunkt der Galaxy-S4-Präsentation aber ohnehin primär auf die eigenen Softwareanpassungen legte. Zu den diesbezüglichen Neuerungen gehört "Smart Scroll", bei dem mit einer leichten Kippbewegung des Handgelenks Text - oder auch eine Webseite - vor- und zurückgescrollt werden kann. Dies allerdings nur, wenn die NutzerInnen gerade ihren Blick auf das Gerät gerichtet haben. Im Schnelltest funktionierte das so einigermaßen zuverlässig - und wirkte dabei doch eher wie eine Spielerei.

Smart Pause

Noch etwas besser sah die Trefferquote bei "Smart Pause" aus, das automatisch die Videowiedergabe stoppt, wenn der Nutzer in eine andere Richtung blickt. Einschränkend ist allerdings zu bemerken, dass dies derzeit nur mit dem Samsung Video Player funktioniert, bei Youtube tut sich in dieser Hinsicht hingegen genau gar nichts.

Aktiv?

Beim Testgerät waren beide neuen Smart-Funktionen übrigens von Haus aus deaktiviert, laut Auskunft zweier Samsung-Mitarbeiter soll dies aller Voraussicht nach auch bis zum Launch so bleiben. Anderen JournalistInnen wurde hingegen wiederum mitgeteilt, dass die Funktion nur für die Testzwecke im Rahmen des Samsung-Events gezielt deaktiviert wurde, damit auch die einfache Ein- und Abschaltbarkeit demonstriert werden kann. Welche dieser beiden Aussagen nun der Realität entspricht, wird sich wohl erst beim offiziellen Marktstart endgültig klären lassen.

Air Gestures

Ebenfalls neu sind die "Air Gestures", mit denen beispielsweise mit einer einfachen Handbewegung - also ohne den Bildschirm zu berühren - durch die Bilder in der Galerie "geblättert" werden kann. Im Kurztest funktionierte dies nicht gänzlich problemlos. Das Galaxy S4 erkannte die Bewegungsrichtung nicht immer richtig, beziehungsweise ignorierte entsprechende Gesten manchmal gleich ganz. Samsung hofft, dass künftig auch zahlreiche Apps die Air Gestures unterstützen, so soll angeblich bereits eine entsprechend angepasste Version von Flipboard in Entwicklung sein, das sich für solche eine Steuerung tatsächlich besonders gut eignen könnte.

Den besten Eindruck von den neuen Samsung-Features macht der "Air Touch". Wird der Finger knapp über dem Bildschirm gehalten - im Test erwies sich ein Abstand von nicht ganz einem Centimeter als die maximale Grenze - bietet das Galaxy S4 je nach App diverse Zusatzfunktionen. Primär nutzt man dies für eine Art Vorschau, bei Bildern in der Galerie wird also beispielsweise eine größer Version des unter dem Finger liegenden Fotos als Overlay eingeblendet. Bei Mails wiederum lässt sich so, ohne die Nachrichtenübersicht verlassen zu müssen, in die ersten Zeilen einer Nachricht hineinschnuppern. Der Video-Player zeigt mit einem "Air Touch" wiederum über der Fortschrittsanzeige ein Vorschaubild zur betreffenden Stelle an.

S Translator

Mit dem "S Translator" will sich das Galaxy S4 als eine Art Universalübersetzer andienen. Dabei werden neun Sprachen unterstützt, darunter Deutsch, Englisch oder Japanisch. Einzelne Phrasen können wahlweise mündlich oder per Tastatur eingegeben werden, und werden im Optimalfall umgehend vom Smartphone in der Zielsprache wiedergegeben. Samsung stellt sich vor, dass so eine Konversation zwischen zwei Personen möglich wird, die sich sonst nicht verständigen könnten. Die Alltagstauglichkeit dieses Features muss sich freilich erst beweisen, im Test hatte das S4 jedenfalls seine liebe Not deutsche Sätze im lauten Ambiente so einer Veranstaltung zu verstehen. Für einfache Fragen - etwa auf Reisen - könnte sich der "S Translator" aber trotzdem als recht hilfreich erweisen.

Group Play

Und dann gibt es noch Group Play, das die Synchronisation zwischen einer Gruppe von Galaxy-S4-Smartphones ermöglicht. Eine durchaus interessante Technologie, die von Samsung auf der Bühne aber in der denkbar absurdesten Weise präsentiert wurde. Eine Gruppe von Frauen wolle eine Party machen und da sie keine Sound-Anlage zur Verfügung haben, nehmen sie schnell mal ihre Smartphones und verwandeln diese per "Group Play" in eine Lautsprecher-Phalanx... Spannender da schon eher, dass Group Play auch für Multiplayer-Spiele genutzt werden kann - und soll. Auch die Verwendung für eine synchronisierte Bilderansicht könnte reale Anwendung finden.

Vorinstalliert

Bei der Softwareausstattung des S4 fällt allgemein auf, dass Samsung dazu neigt, relativ viele Apps vorzuinstallieren. So gibt es etwa gleich zwei Browser neben dem gewohnten Samsung-Browser wird also auch Google Chrome mitgeliefert. Und dazu kommen dann noch die in ihrer Zahl stetig wachsenden, herstellerspezifischen Apps wie etwa das neue Samsung Health.  Dabei ließe sich natürlich trefflich darüber disputieren, ob all das wirklich von Haus aus installiert sein sollte - der Autor meint gänzlich subjektiv: Nein.

Fazit

An der Hardware des Galaxy S4 gibt es eigentlich nichts auszusetzen - ganz im Gegenteil: Der Bildschirm ist toll (mit den AMOLED-typischen Vor- und Nachteilen), die Performance ist absolute Spitzenklasse, und auch sonst hat Samsung nicht an High-End-Innereien gespart. Die vom Hersteller in den Vordergrund gerückten, eigenen Erweiterungen für Android können auf den ersten Blick hingegen nur bedingt überzeugen. Längst nicht alles funktioniert reibungslos, manches fällt schlicht in die Kategorie "Spielerei".

Wo ist Google?

Darüber hinaus fallen zwei Dinge auf: Samsungs zunehmender Drang Google-Services zu ersetzen, anstatt auf diese aufzubauen, und überhaupt der Umstand Android als Implementationsdetail in den Hintergrund zu drängen. Hier zeichnet sich - wie gerade in den letzten Wochen eifrig spekuliert wurde - durchaus ein gewisses Konfliktpotential ab. Bleibt abzuwarten, wie sich dies weiterentwickelt, vor allem auch angesichts dessen, dass Googles Ambitionen eigene Hardware anzubieten, in den letzten Monaten unübersehbar gewachsen sind.

Gewinner

Bei all der gerade geübten Kritik darf aber natürlich nicht übersehen werden: Das Galaxy S4 ist ein durchaus tolles Gerät, dass sich in der absoluten Spitzenklasse aktueller Android-Smartphones positioniert. Und wie auch der Launch-Event einmal mehr unterstreicht, wird allein schon die aktuelle Markt- und Werbemacht von Samsung dafür sorgen, dass sich das Galaxy S4 rasant verkaufen wird - so viel dürfte sicher sein. 

Verfügbarkeit

Das Galaxy S4 soll bereits ab Ende April in Österreich erhältlich sein, und zwar gleich bei allen heimischen Mobilfunkanbietern. Zum Preis hüllt sich Samsung selbst noch in Schweigen, von Seiten der Provider spricht man allerdings von 699 Euro für die kleinste Variante mit 16 GByte Speicherplatz . (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 17.03.13)