Kosmopoliten der Meere: Die gigantischen Weichtiere sind weltweit verbreitet und besitzen alle die gleiche DNA.

Foto: David Paul Museum Victoria

Der Schnabel eines Riesenkalmars: Mit diesen Beißwerkzeugen frisst Architeuthis dux Fische und andere Tintenfische.

Foto: David Paul Museum Victoria

Riesenkalmare sind faszinierende Tiere - nicht zuletzt deshalb, weil sie sich in den Tiefen der Meere weitgehend erfolgreich ihrer Erforschung entzogen haben. Forscher bekommen meist nur tote Exemplare zu Gesicht, die zum Beispiel an Strände geschwemmt oder in den Mägen von Pottwalen gefunden werden. Erst 2004 konnte ein Riesenkalmar erstmals in seinem Lebensraum gefilmt werden.

Immerhin weiß man, dass die Tiere in fast allen Meeren dieser Welt vorkommen. Zudem ist bekannt, dass die Weibchen bis zu 18 Meter lang werden, die Männchen sind kleiner. Sie fressen Fische und kleinere Kopffüßer und werden als ausgewachsene Tiere vor allem von Pottwalen gejagt. Oft zeugen Narben auf der Walhaut, die von Saugnäpfen der Kalmare stammen, noch von den Gigantenduellen.

Vieles über die Biologie und Verbreitung der Riesenkalmare ist jedoch noch unbekannt. Um das zu ändern, untersuchten die Forscher um Inger Winkelmann von der Universität Kopenhagen Proben von insgesamt 43 Riesenkalmaren, die aus unterschiedlichen Meeren stammten. Sie analysierten das vergleichsweise kleine Erbgut aus den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen.

Nur Architeuthis dux entdeckt

Das im Fachblatt "Proceedings B" der britischen Royal Society veröffentlichte Ergebnis: Die DNA unterschied sich von Tier zu Tier nur sehr wenig. Eine völlig befriedigende Erklärung haben die Forscher dafür nicht. Möglicherweise habe sich eine kleinere Ausgangspopulation von Riesenkalmaren vor einigen zehn- bis hunderttausend Jahren stark vermehrt. Die geringe Variabilität bestätige die Hypothese, dass es sich bei den bisher geborgenen Tieren nur um eine einzige Art von Riesenkalmaren handelte: Architeuthis dux. Ähnlich große Kopffüßer, etwa der Koloss-Kalmar Mesonychoteuthis hamiltoni, gehören einer völlig anderen Gruppe an.

Die Forscher vermuten, dass die Jungtiere in den oberen Schichten der Ozeane durch die Meeresströmungen quasi weltweit verbreitet werden. Wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben, gelangen die Riesenkalmare den dänischen Forschern zufolge in die Tiefe der Meere, wo sie dann ihre Geschlechtsreife erreichen. Auch die ausgewachsenen Tiere wanderten vielleicht über größere Entfernungen. Noch seien zahlreiche Fragen offen, schreibt das Team, das sich weitere Klärung von einer Analyse der weitaus komplexeren DNA in den Zellkernen verspricht. (tasch, dpa, red, DER STANDARD, 20.03.2013)