Nilin, die Heldin in "Remember Me"

Foto: Capcom

Das kommende Sci-Fi-Abenteuer "Remember Me" hat keinen leichten Werdegang hinter sich. Bis der französische Entwickler Dontnod Entertainment einen Herausgeber fand, vergingen nicht nur einige Jahre, auch musste das Studio mitunter abstruse Abfuhren über sich ergehen lassen. Insbesondere der Umstand, dass die Hauptrolle von einer Frau besetzt wurde, schreckte laut Creative Director Jean-Maxime Moris die Publisher ab. "Einige Unternehmen sagten, 'wir können es nicht veröffentlichen, weil es nicht erfolgreich sein wird. Man kann keinen weiblichen Hauptcharakter in Spielen haben. Es muss ein männlicher Charakter sein, ganz einfach'", erzählt Moris im Interview mit Penny Arcade.      

"Das wird sich komisch anfühlen"

"Remember Me" versetzt einen in die Schuhe der Heldin Nilin. Im Neo-Paris des Jahres 2084 gilt es, einen mysteriösen Plot rund Gedankenmanipulation zu entwirren. Ähnlich wie im Film "Inception" erlauben es die Technologien der Zukunft den Menschen sprichwörtlich die Köpfe zu verdrehen. Bereits 2011 unter dem Namen "Adrift" vorgestellt, wird der Titel nun am 7. Juni 2013 über den japanischen Herausgeber Capcom für PC, PS3 und Xbox 360 erscheinen.

"Wir wollten auch Einblicke in Nilins privates Leben geben und das bedeutet zum Beispiel, dass wir eine Szene haben wollten, wo sie einen Mann küsst", so Moris. "Leute haben uns daraufhin gesagt, 'Man kann keinen Typen wie den Spieler einen anderen Typen im Spiel küssen lassen. Das wird sich komisch anfühlen.'"

Wirtschaftliche Entscheidung?

Für Moris war es ein herber Rückschlag. "Auf diese Weise gibt es keine Möglichkeit, dass das Medium reifer wird. Man muss sich zu einem gewissen Grad hineinversetzen können, aber es ist nicht so, als ob ich meine sexuelle Orientierung aufgrund eines Videospiels in Frage stellen werde."

Dass Herausgeber bei Videospielheldinnen so zurückhaltend sind, könnte auch mit unternehmerischer Vorsicht zu tun haben. Eine Studie der Beratungsfirma EEDAR vom vergangenen November zeigte, dass nur 24 von 699 untersuchten Spielen weibliche Protagonisten aufweisen und sich diese Spiele im Schnitt schlechter verkauften. Allerdings kam diesen Werken nur 40 Prozent des Marketingbudgets von Spielen mit männlichen Hauptrollen zu. Was darauf hindeutet, dass ein fairer Vergleich gar nicht möglich ist.

Kein Vorbild?

Wie erfolgreich Spiele mit weiblicher Besetzung sein können, zeigt jüngst die Neuauflage von "Tomb Raider". Lara Croft behauptet sich unterdessen bereits die dritte Woche in Folge an der Spitze der Verkaufscharts. (zw, derStandard.at, 20.3.2013)