Videospielhersteller Electronic Arts (EA) wurde das zweite Mal in Folge als "schlimmstes Unternehmen der USA" ausgezeichnet. 250.000 Leser nahmen an der jährlichen Wahl des Magazins "Consumerist" teil. Konzerne unterschiedlichster Branchen mussten sich dem Votum der Konsumenten stellen - darunter auch Ölkonzerne, Banken und Versicherungen. In der finalen Abstimmung setzte sich EA klar gegen die Bank of America durch.
Eine Frage der Erwartungshaltung
Die Wahl ist nicht unumstritten, da sie das konsumentenunfreundliche Verhalten eines Videospielherstellers über weitreichendere Vergehen von Banken, Energiekonzernen und Waffenherstellern stellt, die für Wirtschaftskrisen, Umweltverschmutzungen und Kriege mitverantwortlich sind.
Der "Consumerist" begründet das Votum der Leser damit, dass die Videospielbranche nach Jahrzehnten im Abseits des Interesses der Mainstream-Presse seit kurzem erst ernst genommen und kritisch beleuchtet werde. Gleichzeitig hänge die Wahl des schlimmsten Unternehmens auch mit der Erwartungshaltung der Konsumenten zusammen. Ein Fehlverhalten eines Spielentwicklers, der eigentlich Spaß und Freude mit seinen Produkten verbreiten sollte, falle daher negativer auf als ein Verstoß eines Ölkonzerns, von dem die Menschen von vornherein keine allzu gute Meinung hätten.
Konsumenten schlecht behandelt
"Spieler haben sich dazu entschieden, Electronic Arts und der gesamten Videospielbranche eine Nachricht zu übermitteln: Hört auf damit, eure loyalen Kunden wie Dreck zu behandeln", schreibt das Magazin. Während für Spiele nach wie vor Premiumpreise verlangt würden, habe sich das Geschäftsgebaren mancher Hersteller zum Nachteil der Konsumenten gewandelt. "Es gab zahlreiche Anschuldigungen, wonach EA und Konsorten absichtlich Spielinhalte zurückgehalten haben, um später dafür Geld zu verlangen. Es ist eine Sache, ein Spiel mit neuen Inhalten zu versorgen, die ihr Geld wert sind", so das Magazin. "Es ist eine andere Sache, ein mangelhaftes und in manchen Fällen unfertiges Produkt mit der Einstellung zu veröffentlichen, dass man es später richten wird, aber bis dahin Geld verdienen möchte." Nicht nur EA, sondern immer mehr Hersteller versuchen mit Zusatzinhalten und neuen, teils undurchsichtigen Geschäftsmodellen zum Ärger der Konsumenten Geld zu verdienen.
Was sagt EA dazu?
In einer Stellungnahme kritisierte Electronic-Arts-COO Peter Moore zunächst die Wahl an sich, betont dann allerdings, dass man in der Vergangenheit zahlreiche Fehler begangen habe. "Ich bin der Erste, der zugibt, dass wir viele Fehler gemacht haben. Das inkludiert die frühzeitige Abschaltung von Servern, Spiele, die die Erwartungen nicht erfüllt haben, Fehltritte bei neuen Geschäftsmodellen und jüngst den holprigen Start von 'SimCity'. Wir schulden Spielern eine bessere Leistung", so Moore.
"Das können wir besser"
Gleichzeitig verteidigte Moore einige kritisierte Entscheidungen und Angebote des Konzerns. Etwa bekräftigte er, dass der Online-Zwang bei "SimCity" nicht zur Bekämpfung von Piraterie implementiert worden sei. Weiters stießen die "Free2Play"-Spiele des Unternehmens zwar bei manchen Spielern auf reichlich Kritik, würden aber dennoch von Millionen Spielern konsumiert.
"Das können wir besser. Wir werden es besser machen", versprach Moore. "Aber ich bin verdammt stolz auf dieses Unternehmen, die Menschen, die rund um den Globus für EA arbeiten, die Spiele, die wir entwickeln, und die Leute, die sie spielen." Ende März trat der bisherige Chef des Konzerns, John Riccitiello, aufgrund zahlreicher Fehlschläge zurück. Peter Moore gilt als aussichtsreicher Kandidat für die Wahl des Nachfolgers. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 8.4.2013)