Je älter, desto intensiver: Der Kultkäse aus Frankreich.

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Harte Schale, weicher Kern? Nicht beim Mimolette. Der kugelrunde Käse aus Frankreich mit seiner mondähnlichen Oberfläche und seinem strahlend orangen Innenleben ist ein Hartkäse. Je älter, je reifer er wird, desto intensiver der Geschmack, desto dunkler seine Färbung, desto härter sein Inneres.

Tonnenweise wird er exportiert. Doch seit über einem Monat ist damit an der Grenze zu den USA Schluss. Stein des Anstoßes ist seine Schale. Mit dieser kennt nämlich ausgerechnet die US-Behörde FDA (Food and Drug Administration) kein Pardon: Zu viele Milben würden sich darin tummeln. Die Arbeit der Tierchen sorgt dafür, den Geschmack des Käses zu verfeinern. Grund genug für die Kontrollore, um geschätzte 500 bis 700 Kilogramm der "Boule de Lille" in einem Lager in New Jersey festzuhalten.

Kleine Tiere, große Wirkung

500 Kilogramm mögen angesichts der 60 Tonnen, die im vergangenen Jahr aus der Normandie in die Vereinigten Staaten verschifft wurden, wenig erscheinen. Beunruhigend ist die Hartnäckigkeit der Amerikaner. Denn laut der Behörde übersteige die Zahl der Milben die in den USA erlaubte Obergrenze und könne Allergien auslösen. Der für die USA-Exporte Verantwortliche aus Isigny Sainte-Mère, Benoît de Vitton, glaubt kein Wort davon: "Seit über zwanzig Jahren exportieren wir jetzt bereits den Mimolette", wird er in mehreren französischen Medien zitiert. Die Milben seien immer da gewesen, noch nie zuvor hätte es Kontrollen oder Probleme gegeben. Möglich erscheint ihm sogar ein ganz bewusster Akt gegen französische Produkte. Ausgang offen. Tatsache sei jedoch, dass so mancher Feinkosthändler in New York bereits darüber klagen würde, dass ihm der Mimolette-Vorrat ausgegangen sei. Isigny America hatte im vergangenen Jahr den Export-Anstieg nach Übersee mit 25 Prozent beziffert. Ein gutes Geschäft, denn im Schnitt legen die Abnehmer pro Laib 20 bis 50 Dollar hin.

Seitens der FDA argumentiert man pragmatisch: Es gebe kein Mimolette-Verbot in den USA. Doch alle importierten Lebensmittel müssten eben den amerikanischen Normen entsprechen.

Rund 400 Käsesorten zählt man in Frankreich. Rechnet man Variationen und Abwandlungen dazu, kommt man auf gut 1000 Namen. Die letzten veröffentlichten Zahlen für den Käse-Export beziehen sich auf das Jahr 2009: Laut Angaben des Centre National Interprofessionnel de l'Economie Laitière sanken die Käseexporte Frankreichs von Jänner bis November im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 530.902 Tonnen. Im Gegenzug legten die Käseimporte um zwölf Prozent auf 264.518 Tonnen zu. Dem Mimolette könnte der Wirbel um seinen unfreiwilligen Aufenthalt in dem US-Depot zu mehr Bekanntheit verhelfen. Immerhin hat es  der runde Laib unter "Save the Mimolette" Anfang April auf Facebook geschafft. Detail am Rande: Zwar wird der Mimolette auch in manchen Teilen Frankreichs als "vieux Hollande" bezeichnet, ob Frankreichs Präsident in der Sache aber auch eingreift, ist offen. (ch, derStandard.at, 10.4.2013)