Kepler-62f, der bislang kleinste Planet in der habitablen Zone eines Sterns, in einer Illustration der US-Raumfahrtbehörde NASA. Kepler-62e erscheint hier als "Morgenstern" rechts des Sterns Kepler-62.

Illustration: NASA Ames/JPL-Caltech

Das Kepler-62-System und das Sonnensystem im Vergleich.

Foto: NASA Ames/JPL-Caltech

Wien - Bei der Suche nach Exoplaneten haben es Astronomen ganz besonders auf Welten abgesehen, die der Erde ähnlich sind und Bedingungen aufweisen, die Entstehung von Leben, wie wir es kennen, begünstigen würden. Allzu viele extrasolare Planeten, die diese Voraussetzungen erfüllen, haben die Wissenschafter noch nicht ausgemacht. Nun aber stellte ein Astronomenteam ein mit dem NASA-Weltraumteleskop "Kepler" erspähtes Sternensystem vor, in dem gleich zwei aussichtsreiche Kandidaten für lebensfreundliche Planeten kreisen: Kepler-62e und Kepler-62f sind die bislang kleinsten Körper, die in der habitablen Zone eines Sterns entdeckt wurden.

"Erstmals haben wir zwei Planeten, deren Größe darauf schließen lässt, dass es sich um Felsplaneten handelt und die in der sogenannten habitablen Zone ihren Stern umkreisen, wo also flüssiges Wasser vorkommen kann", berichtete die österreichische Astrophysikerin Lisa Kaltenegger vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. Die Wissenschafterin ist kein Mitglied des "Kepler"-Teams, war aber dafür verantwortlich, die potenzielle Lebensfreundlichkeit der beiden Planeten abzuschätzen.

Kleiner und leichter als die Sonne

Die Planeten Kepler-62e und Kepler-62f sind Teil eines fünf Planeten umfassenden Systems in 1.200 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Leier. In dessen Zentrum steht Kepler-62, der sich geringfügig von der Sonne unterscheidet: Der Stern hat eine geschätzte Masse von etwa 0,7 Sonnenmassen und einen Radius von 0,63 Sonnenradien.

Der Exoplanet Kepler-62e ist 1,6 mal so groß wie die Erde, Kepler-62f verfügt über den 1,4-fachen Erdradius. "Zwei Erdradien sind eine ganz wichtige Grenze", sagte Kaltenegger. Darunter sei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Felsplaneten handelt, sehr groß. "Bisher waren noch keine so kleinen Planet in der habitablen Zone rund um einen anderen Stern bekannt", so die Astrophysikerin. Der bisher kleinste bekannte Planet in einer habitablen Zone war der 2011 entdeckte Kepler-22b gewesen. Dieser ist laut Kaltenegger allerdings mit dem 2,4-fachen Erdradius "mit großer Wahrscheinlichkeit ein Gasplanet wie Jupiter oder Neptun".

Kepler-62e und f, zwei mögliche Wasserwelten

Kaltenegger hat neben den Berechnungen, ob Kepler-62e und -62f noch in der habitablen Zone liegen, auch Atmosphärenmodelle für die beiden Planeten entwickelt. Sollten die beiden Welten tatsächlich Felsplaneten sein, es dort Wasser geben und ihre Atmosphäre ähnlich zusammengesetzt sein wie jene der Erde, könnten beide Planeten flüssiges Wasser auf ihrer Oberfläche besitzen. Weil aber Kepler-62f aufgrund der Entfernung zu seinem Stern weniger Strahlungsenergie empfängt als die Erde von der Sonne, würde er entsprechend mehr Treibhausgase benötigen als die Erde, um nicht einzufrieren. Kepler-62e ist dagegen seinem Stern näher und würde deshalb eine hinreichend dichte Wolkendecke benötigen, die Strahlung reflektieren kann, damit flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche möglich ist, so Kaltenegger.

Aber selbst das Vorhandensein von flüssigem Wasser bedeutet noch nicht, dass die Welten der Erde besonders ähnlich sein müssen - im Gegenteil: Nach den Berechnungen Kalteneggers wären Planeten wie Kepler-62e und Kepler-62f mit einem größeren Radius als die Erde bei gleicher chemischer Zusammensetzung höchstwahrscheinlich vollständig von einem tiefen globalen Ozean bedeckt. Ob man auch dann in der Atmosphäre Anzeichen von Leben entdecken könnte, klärt die Wissenschafterin derzeit in einer weiteren Arbeit. Die optisch Suche nach diesen möglichen Hinweisen durch spektroskopische Analysen wird aber wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. Denn dafür sind wegen der großen Entfernung größere und leistungsfähigere Teleskopen notwendig als derzeit verfügbar sind. (APA/red, derStandard.at, 18.04.2013)