Das aus Karton nachgebaute Denkmal von Zoltan Pap wird zum Ort der Bücherverbrennung, dem Residenzplatz, getragen.

Foto: DER STANDARD/Thomas Neuhold

Salzburg - Eine kleine, erst 2011 angebrachte Tafel an der Fassade der Michaelskirche, das war es dann schon. Nichts erinnert heute mehr am Salzburger Residenzplatz an die einzige große von den Nationalsozialisten in Österreich inszenierte Bücherverbrennung. Am 30. April 1938 wurden hier hunderte Bücher linker, jüdischer und christlich-sozialer Autoren ins Feuer geworfen.

Entwürfe für ein künstlerisches Erinnern an die Barbarei der Nazis gibt es inzwischen mehrere. Die Stadtregierung konnte sich jedoch bisher nur zu der Gedenktafel durchringen. Die Schneeräumung und der Rupertikirtag am Residenzplatz waren Argumente dagegen.

Ein von Zoltan Pap gestaltetes Mahnmal steht im Innenhof eines Universitätsgebäudes im Stadtteil Nonntal. "Gut versteckt", wie der Leiter des Salzburger Literaturhauses, Tomas Friedmann, sagt. Friedmann hat gemeinsam mit Wissenschaftern, Künstlern und Aktivisten der Friedensbewegung die Initiative "Freies Wort" gegründet und am Dienstag ein umfangreiches Gedenkprogramm zum 75. Jahrestag der Bücherverbrennung organisiert.

Das fehlende Mahnmal war auch hier eines der zentralen Themen. So organisierten Schüler der Kindergartenpädagogikschule gemeinsam mit Volksschülern eine symbolische Rückführung des Denkmals von Zoltan Pap aus dem Innenhof der Uni zum Residenzplatz. Motto der Aktion: "Weil's dort hingehört."

Auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) merkte im Rahmen ihrer Rede bei der Veranstaltung am Residenzplatz kritisch an, dass das Werk von Pap nicht an jenem Ort stehe, wo es eigentlich stehen sollte.

"Deplatziertes Taferl" Druck für ein Denkmal am Residenzplatz machen die Bürgerliste und die Katholische Aktion (KA). Sie fordert einen internationalen Künstlerwettbewerb. "Das deplatzierte Taferl auf der unbeteiligten Kirche St. Michael kann es nicht gewesen sein", sagt Hannes Schnellinger von der KA.

Auch der Wiener Zeithistoriker Oliver Rathkolb spricht sich "für eine künstlerische Auseinandersetzung" mit dem Thema aus, um dieses "in die Gesellschaft zu bringen". Rathkolb referierte im Rahmen der von der Universität veranstalteten Reihe "Salzburger Vorlesungen" Anfang der Woche zum Thema Bücherverbrennungen. Klassische Gedenktafeln seien ein Modell aus einer vergangenen Zeit, meint Rathkolb. Eine geschickte künstlerische Installation hingegen könne Erinnerung in Bewegung halten. (Thomas Neuhold/DER STANDARD, 2.5.2013)