Wien - Dass Neonicotinoide für Bienen tatsächlich äußerst schädlich sind, bekräftigte am Donnerstag der ehemalige langjährige Koordinator der ARGE Bienenforschung an der Universität für Bodenkultur in Wien, Stefan Mandl. Der nunmehrige Bio-Imker zeichnet ein nicht nur sprichwörtlich vernichtendes Bild dieses Pflanzengiftes. Dass Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) gegen das von der EU beschlossene Pestizidverbot gestimmt hat, kann er überhaupt nicht nachvollziehen.

"Wissenschaftlich gibt es da überhaupt keinen Zweifel - die Giftigkeit ist längst bewiesen", sagt Mandl, schließlich existierten rund 50 Abhandlungen international renommierter Forscher, die die Gefährlichkeit von Neonicotinoiden bestätigen. Und zwar beileibe nicht nur für Bienen: Laut Mandl ist dort, wo diese Pestizide zum Einsatz kommen, das gesamte Ökosystem in großer Gefahr.

Tausend Mal giftiger als DDT

"Vier Nanogramm, also ein viermilliardstel Gramm, töten eine Biene. Das ist nicht strittig, das hat sogar Bayer zugegeben." Neonicotinoide sind laut Mandl tausendmal giftiger als das berühmt-berüchtigte Pflanzenschutzmittel DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan), das in vielen Industrieländern schon seit Jahrzehnten verboten ist.

Mandl geht mit seiner Kritik sogar noch einen Schritt weiter: "Es ist so toxisch, dass es aus ökologischer Sicht nie zugelassen hätte werden dürfen." Vor etwa zwei Jahren habe er eine wissenschaftliche Arbeit an das Umweltministerium geschickt - um zu warnen. "Aber passiert ist nichts."

"Der Bienenschaden ist dokumentiert. Die Diskussion ist ja auch nicht neu, es ist alles längst abgeklärt", bekräftigt Mandl. Selbst bei sogenannten subletalen Mengen von Neonicotinoiden komme es bei Bienen zu Schädigungen wie zum Beispiel Orientierungsstörungen.

"Fatal für gesamte Insektenwelt"

Doch nicht nur Bienen würden unter diesen extrem giftigen Substanzen leiden: Regenwürmer, Ameisen, Schmetterlinge, Käfer, Wasserorganismen. Mandl: "Das ist fatal für gesamte Insektenwelt. Die Bienen zeigen es nur auf - das größere Problem ist eigentlich, dass das komplette Ökosystem zerstört." Und das Beizen mit Neonicotinoiden werde nicht nur bei Mais angewendet, auch bei Erdäpfeln, Sonnenblumen, im Wein- und Obstanbau oder auch beim Winterweizen kämen sie zum Einsatz.

Warum Berlakovich gegen das Verbot gestimmt hat, ist Mandl "unerklärlich": "Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass er falsch beraten worden ist, es handelt sich ja doch um eine schwierige, umfassende Materie. Es ist kaum zu glauben, aber im Moment schützen uns die Eurokraten vor unserem eigenen Umweltminister." (APA/red, derStandard.at, 2.5.2013)