Eigentlich ist die Kruzifix-Debatte ein alter Hut. Eigentlich gäbe es dazu nichts mehr zu sagen, seit der Verfassungsgerichtshof 2011 mit etwas eigenwilliger Begründung auch das Aufhängen des Kreuzes in Kindergärten erlaubte - wenn die Mehrheit dort katholisch glaubt.

Der VfGH meinte damals sinngemäß, dies diene zwar der "religiösen und ethischen Bildung" der Kids, sei aber keineswegs eine Präferenz des Staates für eine bestimmte Religionsgemeinschaft. De facto zeigt sich: Es gibt diese Präferenz. Das Kreuz hängt einfach, auch in städtischen Schulen - und bleibt in der Regel auch hängen, wenn die Mehrheit im Klassenzimmer nicht mehr katholisch ist. Nur, wenn sich, wie im aktuellen Fall die Mutter eines Wiener Schulkindes, darüber aufregt, wird das Kreuz flugs abgehängt - nur keine Wellen.

So kann man anstehende Probleme - oder Herausforderungen, je nach Temperament und Lesart - aber auf Dauer nicht lösen. Das zeigt übrigens auch die aktuelle Debatte rund um die Rassismusvorwürfe gegen einen Wiener Sozialpädagogen, der den Missbrauch vieler Roma-Kinder durch "Clan-Chefs" der eigenen Ethnie problematisiert hat.

Die Devise in Wiens Politik scheint oft zu lauten: Tun wir das, was wir für gut halten, und reden wir nicht darüber. Das kann auch gut gemeint sein - aber es bewirkt das Gegenteil. Disput ist Demokratie. Darauf sollte man nicht leichtfertig verzichten - wenn man Wahlen gewinnen will. (Petra Stuiber, DER STANDARD, 14.5.2013)