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Auf Netflix kann in Österreich nur mittels Proxy, VPN oder Browser-Plug-in zugegriffen werden.

Foto: DAPD/Sakuma

Woche für Woche fiebern weltweit Menschen bei Serien wie Game of Thrones, House of Cards und Breaking Bad mit. Neu veröffentlichte Staffeln werden mit Gleichgesinnten zelebriert, in Österreich gibt es bereits Filmnächte bei denen sich Fans treffen, um ihre Serienhelden noch einmal auf der Leinwand zu sehen. Doch während US-Amerikaner barrierefrei ihrer Seriensucht frönen können, haben rot-weiß-rote Serienjunkies das Nachsehen. "House of Cards", eine vom Streaming-Portal "Netflix" produzierte Politthriller-Serie, ist in Österreich Kunden vom Bezahlsender Sky Atlantic HD vorbehalten. Gleiches gilt für die epische Fantasy-Serie "Game of Thrones", die erst nach monatelanger Verspätung im Free-TV landet. Rot-weiß-rote "Breaking Bad"-Fans können die Taten von Serienheld Walter White ebenso nach langer Verzögerung auf Arte verfolgen.

Weg in die Illegalität

Das Grauen jedes Serienjunkies ist es, bereits vorab den Inhalt einer noch nicht gesehenen Folge per Facebook & Co. zu erfahren. Die Macher der US-Erfolgsserie "How I met your mother" zogen die Wut von etlichen Fans auf sich, als sie bereits vor Staffelstart das Gesicht in den bisherigen Episoden gesuchten Mutter per Facebook erfuhren. Um der Gefahr eines "Spoilers" zu entkommen, sehen sich die Serien-Enthusiasten zumeist die neueste Folge bei der Erstausstrahlung an. Was in den USA per Free-TV verfolgt werden kann, wird außerhalb der Vereinigten Staaten zumeist illegal heruntergeladen. 2012 war die HBO-Serie "Game of Thrones" die am häufigsten heruntergeladene TV-Serie weltweit. Jede Folge der zweiten Staffel wurde über vier Millionen Mal heruntergeladen. Serienfans stehen deshalb vor einer folgenschweren Entscheidung, bei der sie wählen müssen, ob sie auf die Ausstrahlung im Free-TV beziehungsweise auf die DVD-Box warten, oder den Weg in die Illegalität antreten.

VPN, Proxy und Plug-In

Doch es gibt Alternativen. Die On-Demand-Anbieter Netflix, Hulu & Co. setzen auf eine Geo-Sperre, die Internetnutzer mit nicht US-amerikanischer IP-Adresse vom Service ausschließt. Mittels eines Proxys, eines VPNs oder bestimmten Browser-Plugins kann die IP-Sperre jedoch umgangen werden. Durch diese Eingriffe wird den Streaming-Portalen vorgetäuscht, dass ein österreichischer Rechner in den USA steht. Ein weiterer Vorteil von Proxys und VPNs ist, dass sich der Nutzer weitgehend anonym im World Wide Web bewegen kann. Die Browser-Plug-Ins bieten dies nicht. Im WebStandard-Test wurde auf den VPN-Anbieter "Hide My Ass" sowie auf das Browser-Plug-In "Media Hint" für Chrome und Firefox zurückgegriffen. Die Kosten belaufen sich beim erstgenannten Service auf 11,52 Dollar (circa 9 Euro) monatlich, "Media Hint" ist kostenlos. Nachdem dem österreichischen PC ein US-amerikanische IP-Adresse zugeordnet wurde, können Netflix, Hulu & Co. umgehend genutzt werden. "Hide my Ass" und "Media Hint" ließen im WebStandard-Test teilweise eine High-Definition-Übertragung zu, dafür ist eine Bandbreite von circa drei Megabit/Sekunde nötig. Um Netflix länger als ein Monat (Trial-Phase) zu verwenden, ist die Angabe einer US-Adresse und Kreditkarte notwendig. Im WebStandard-Test gab es mit einer falschen US-Wohnadresse, sowie einer österreichischen Kredikarte keinerlei Probleme.

Theoretisch illegal, praktisch keine Strafverfolgung

Rechtlich stellt die Falschangabe eines Wohnortes eine Straftat dar. Laut dem Rechtsanwalt Thomas Höhne gebe es im Zusammenhang mit Netflix aber praktisch keine Strafverfolgung. In der Vergangenheit habe es auch keine vergleichbaren Fälle in Österreich gegeben. Der auf Internetrecht spezialisierte Anwalt Markus Dörfler gibt im Gespräch mit dem WebStandard an, dass österreichischen Netflix-Usern prinzipiell keine rechtlichen Konsequenzen drohen. Problematischer könnte es jedoch für den Streaming-Anbieter selbst werden, da mit der Geo-Sperre die primitivste Methode gewählt wurde, um die Lizenzrechte durchzusetzen. Netflix könnte laut Dörfler theoretisch auf die Hinterlegung einer US-amerikanischen Kreditkarte setzen, was die Benutzung für Nicht-US-Bürger unmöglich machen würde. Vorerst gebe es aber noch keinen Widerstand gegen die heimlichen VPN- und Proxy-Nutzer des Streaming-Portals.

Expansions-Pläne unklar

Vorerst bleibt lediglich diese unbefriedigende Lösung. Während Musik hierzulande bereits per Spotify oder anderen Services gestreamt werden kann, haben heimische Serien-Enthusiasten vorerst noch das Nachsehen. Konkrete Expansions-Pläne gibt es von Netflix nicht. Die Streaming-Website ist seit Ende 2012 in Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland verfügbar. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der belgischen Tageszeitung "Le Soir" sollen Belgien, Frankreich und die Niederlande Ende dieses Jahres folgen. Ob und wann es einen Österreich-Start gibt, ist noch unklar. (Daniel Koller, derStandard.at, 02.06.2013)