Frankfurt - Aus Protest gegen den diesjährigen Träger des Ludwig-Börne-Preises, den Philosophen Peter Sloterdijk, gibt der Autor Henryk M. Broder seinen eigenen Preis zurück. In der Zeitung "Die Welt" schrieb Broder, Sloterdijk habe die Anschläge vom 11. September 2001 damals als "Zwischenfall in amerikanischen Hochhäusern" bezeichnet: "Ich finde es unsäglich, dass Sloterdijk am 16. Juni mit dem Ludwig-Börne-Preis geehrt wird." Er selbst habe sich gefreut, als er 2007 den Preis bekam, aber nun trete er aus dem Kreis der Preisträger aus. "Ich will keinem Zirkel angehören, der einen Terrorversteher aufnimmt."

Die Stiftung reagierte überrascht. "Wir sind seitens der Ludwig-Börne-Stiftung nicht von Henryk Broder kontaktiert worden", sagte der Vorstandsvorsitzende und Gründer Michael A. Gotthelf. "Insofern bin ich nicht sicher, ob er das ernst meint." Ob Broder auch das Preisgeld von 20.000 Euro zurückgeben will, war zunächst unklar. "Wir gehen aber davon aus, dass er sein Geld zurückzahlt", sagte Gotthelf.

Der seit 1993 jährlich von der Ludwig-Börne-Stiftung vergebene Preis gilt als renommierteste Auszeichnung für Essays und Reportagen im deutschsprachigen Raum. Er erinnert an den Frankfurter Juden Ludwig Börne (1786-1837), der als Wegbereiter des politischen Feuilletons gilt. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki. Sloterdijk soll die Auszeichnung am 16. Juni in der Frankfurter Paulskirche erhalten. (APA, DER STANDARD, 6.6.2013)