Jetzt wird's langsam kindisch. Erst färbeln die Grünen einen Teil des Radwegnetzes grün ein, nun verschicken die Roten eine als "amtliche Mitteilung" getarnte Wahlkampfbroschüre zum Thema Wohnen. Rot-Grün mutet den Wienern in puncto Schleichwerbung derzeit einiges zu. Den beiden Parteien scheint diesbezüglich kein Kuhhandel zu billig. Vorbei die Zeiten, als sich Vassilakou und Co über jeden Fetzen Papier, auf dem sich die Bürgermeisterpartei auf Kosten der Stadt abfeierte, mokierten.

Dabei hätte gerade die aktuelle "Fairmieten"-Kampagne Aufreger-Potenzial. Denn darin lobt man trotz diverser Betrugsfälle bei Wiener Wohnen nicht nur die eigene Arbeit über den grünen Klee. Man weist auch darauf hin, dass an allem, was im Mietbereich schiefläuft - das sind vor allem überhöhte Mietpreise - der Bund schuld ist. Und das ist besonders ärgerlich.

Denn was hält Wohnbaustadtrat Michael Ludwig davon ab, seinem Vorgänger, Bundeskanzler Werner Faymann, einen ausgearbeiteten Entwurf zum Mietrecht vorzulegen? Sich im Bund Gehör zu verschaffen ist zeitraubend und mühsam - aber nicht unmöglich. Das hat Ludwigs Regierungskollegin, Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely, bewiesen. Hätte sie das Projekt Gesundheitsreform nicht vorangetrieben, gäbe es wohl bis heute keine Einigung. Ludwig sollte sich endlich aus seinem Schrebergarten trauen - und den Wienern Wohlfühlbroschüren ersparen. (Martina Stemmer, DER STANDARD, 7.6.2013)