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James Gandolfini 1999 als Tony Soprano.

Foto: ap /hbo / anthony nesta

Rom/Wien – In Holstens Eissalon, Bloomfield, New Jersey, ist ein Tisch immer reserviert. Für Mitwirkende der US-Fernsehserie The Sopranos, allen voran James Gandolfini. Die letzte Folge drehte HBO hier, unvergessliches Beispiel des perfekten Abschlusses. Unvergesslich wie James Gandolfini, der am Donnerstag in Rom mit nur 51 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist.

Als Tony Soprano war Gandolfini der vielschichtigste Mafiaboss, den das Fernsehen und wohl auch das Kino jemals gesehen haben: ein brutaler, doch zart besaiteter Verbrecherkönig, der seine Überforderung aus dieser persönlichen Spannung mit Psychotherapeutin Dr. Melfi aufzuarbeiten suchte.

Gegensätze zogen sich von 1999 bis 2007 durch die sieben Staffeln der von David Chase erfundenen Serie. Mit den Sopranos begründete der Abosender HBO nicht nur seine ruhmvolle Geschichte als Garant für qualitätsvolle Fernsehserien, sondern auch das "goldene Zeitalter" des US-TV. Serien wie Mad Men, Breaking Bad und Game of Thrones revolutionierten dann das Fernsehen, indem sie die Möglichkeiten des dichten Erzählens in epischer Länge ausschöpften.

Geboren in New Jersey, schloss James Gandolfini ein Studium der Kommunikationwissenschaft ab. Als Schauspieler begann er am New Yorker Broadway. Eine erste bedeutende Rolle übernahm er in Tony Scotts True Romance nach dem Drehbuch von Quentin Tarantino. Er wirkte in US-Blockbustern wie Schnappt Shorty, Nacht über Manhattan, The Mexican und 8 mm mit. Seit dem Ende der Sopranos machte sich Gandolfini im Fernsehen rar. Zu sehen war er im Kino etwa in Kathryn Bigelows Zero Dark Thirty und im Thriller Killing Me Softly. Nach sechs Jahren Serienpause arbeitete er mit HBO zuletzt an einem Ableger der BBC-Serie Criminal Justice.

Gerade kürte die US-Autorengilde die Sopranos völlig zu Recht zur besten Fernsehserie aller Zeiten. Gandolfini gewann drei Emmys. Er war seit vier Jahren mit dem Exmodel Deborah Lin verheiratet. Mit ihr hat er eine einjährige Tochter, ein Sohn entstammt aus früherer Ehe. Nicht nur in Hols tens Eissalon wird er fehlen. (Doris Priesching, DER STANDARD, 21.6.2013)