Bild nicht mehr verfügbar.

Narzissten fehlt es an Empathie für ihre Mitmenschen. Eine neue Untersuchung fand nun erstmals einen Zusammenhang zwischen der Persönlichkeitsstörung und der Stuktur des Gehirns.

Foto: REUTERS/Manuel Silvestri

Patienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung zeigen eine Verminderung der grauen Substanz in einer für das Empfinden von Mitgefühl relevanten Region des Gehirns. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern der Charité Universitätsmedizin Berlin und der Freien Universität Berlin, die im "Journal of Psychiatric Research" veröffentlicht wurde.

Mangel an Empathie

Als narzisstische Persönlichkeitsstörung wird eine tiefgreifende Störung des Selbstwertgefühls bezeichnet. Dabei leiden Menschen mit Narzissmus einerseits unter Minderwertigkeitsgefühlen, andererseits zeigen sie sich nach außen als arrogant, abwertend und selbstverliebt. Eines der Kernmerkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist der Mangel an Empathie. Zwar können Patienten, die unter einer solchen Störung leiden, gut erkennen, was andere Menschen fühlen, denken und beabsichtigen, sie zeigen jedoch wenig Mitgefühl.

Wissenschaftler der Berliner Charité zeigen in der vorliegenden Studie erstmals das strukturelle Korrelat dieses Defizits auf. Sie analysierten insgesamt 34 Probanden, von denen 17 unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung litten. In einer Vorstudie konnten die Wissenschaftler mithilfe verschiedener Tests bereits zeigen, dass diese Patienten tatsächlich ein Defizit im Empathievermögen aufwiesen.

Auffälligkeiten in der Großhirnrinde

Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) maßen die Wissenschaftler jetzt die Dicke der Großhirnrinde der Probanden. Die Großhirnrinde bildet die äußere Nervenzellschicht des Gehirns. Es zeigte sich, dass diejenigen Probanden, die unter Narzissmus litten, strukturelle Auffälligkeiten in genau jener Region des Gehirns aufwiesen, die in die Verarbeitung und Erzeugung von Mitgefühl involviert ist. Diese Region der Großhirnrinde war im Vergleich zur Kontrollgruppe bei den Patienten mit einer solchen Störung deutlich dünner.

"Unsere Daten zeigen, dass das Maß an Empathie direkt mit dem Volumen der grauen Hirnsubstanz des entsprechenden kortikalen Repräsentationsfeldes in der Inselregion korreliert und genau hier die Patienten mit Narzissmus ein Defizit aufweisen", sagt Stefan Röpke von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité. Aufbauend auf diesen ersten strukturellen Daten wollen die Wissenschaftler mithilfe funktioneller Bildgebung (fMRT) die Arbeitsweise des Gehirns von Patienten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung noch weiter erforschen. (red, derStandard.at, 20.6.2013)