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Neben der Porr sollen auch andere Baufirmen wie Strabag oder Pittel+ Brausewetter Aktivitäten der Alpine weiterführen. Allerdings bedarf es dafür entsprechender Finanzierungen durch die Banken.

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Wien/Salzburg - Die Alpine-Insolvenz zeigt die ersten Auswirkungen. Auf mehreren Baustellen musste die Arbeit eingestellt werden. Schon Mittwochmittag wurde etwa die Großbaustelle in der Salzburger Alpenstraße dichtgemacht, wo der Baukonzern an einem Shoppingcenter arbeitet. Auch die Arbeiten an der Inntalautobahn seien derzeit eingestellt.

Die Zulieferer wollen Bares sehen und bringen kein Material mehr. Es fehle an Diesel, Beton und Eisen, erklärt der Salzburger Alpine- Betriebsrat Josef Maier. Er schätzt, dass alleine in Salzburg jede zweite Baustelle betroffen sei. Bringe der eingesetzte Masseverwalter Stephan Riel bis Montag keinen Cashflow zusammen, werde am Montag " Extremstimmung auf den Baustellen" herrschen, prognostiziert Maier.

Alpine-Sprecher Johannes Gfrerer bestätigt auf Anfrage die stillgelegten Baustellen, betont aber, dass einige auch normal weiterlaufen. Etwa wenn eine Arbeitsgemeinschaft mit einem Subunternehmer bestehe, der die Materiallieferungen bezahlen könne.

Existenzangst

Für die betroffenen Arbeiter bedeute das "Dramatik pur", erklärt Maier, "es herrscht Existenzangst." Es gebe zwar den Insolvenzfonds für den Juni, aber das Geld werde wohl nicht pünktlich rausgehen, befürchtet Maier. Was weiter passiere, sei zudem noch völlig offen. "Man muss sich an den Strohhalm klammern, dass uns jemand übernimmt und es weitergeht", sagt der Betriebsrat.

In einer besonders heiklen Lage befinden sich die Bauarbeiter, die am letzten großen Prestigeprojekt der Alpine in Norwegen arbeiten. Für rund 200 Millionen Euro werden dort Autobahnteilstücke und Brücken gebaut. Auch diese Baustelle liegt auf Eis. Die Frächter haben ihre Arbeit eingestellt. "Da sitzt du mit den Baggern auf der Baustelle und hast nichts zu tun", beschreibt Maier die Situation. Die Arbeiter seien auf das Quartier und die Kantine angewiesen, die müssten sie nun selbst bezahlen und abwarten - oder auf eigene Kosten heimfliegen.

Die Mitarbeiter treffe es freilich nicht unvorbereitet. Es sei seit Jahren bekannt, dass es zu einem Crash komme, wenn man so wirtschaftet. " Das kann der Arbeiter auf der Baustelle nicht leisten, was dieser aufgeblasene Apparat braucht", kritisiert Maier.

Nun laufen die Bemühungen zur Schadensbegrenzung auf Hochtouren. Bis Montag soll eine Auffanglösung stehen, damit zumindest der als lebensfähig identifizierte Teil des Baukonzerns mit 4600 Arbeitsplätzen in Österreich erhalten bleibt. Dazu müssen aber erst einmal Gelder und Avale aufgetrieben werden, um die Lieferanten bezahlen zu können.

Mehr als 100 Millionen

Allein kurzfristig gehe es um an die 140 Millionen Euro, heißt es aus Bankenkreisen. Die Hälfte davon benötigt man in Cash, die andere in Form von Aval-Kreditrahmen. Die Institute verlangen selbstredend Sicherheiten, was wiederum eine Herausforderung für Masseverwalter Riel ist. Er darf einzelne Gläubiger nicht besserstellen.

Selbst im Falle einer weiteren Finanzierung durch die Banken gibt es noch offene Fragen. Am Freitag gab es Anzeichen, dass die Porr die Alpine-Aktivitäten nicht im Alleingang bewältigen könnte. Wie berichtet hat Österreichs Nummer drei erst am Donnerstag die Begebung einer Anleihe wegen des schlechten Börsenumfelds platzen lassen. Daher will man sich aktuell um eine breitere Lösung bemühen, bei der neben Marktführer Strabag auch regionale Baufirmen mit im Boot sein sollen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Verkauf der Auffanggesellschaft rund 200 Millionen Euro bringen soll, damit die 20-prozentige Quote für die Gläubiger erreicht wird.

Äußerst fragil ist die Lage auch für die Lieferanten. Nach Berechnungen des Kreditschutzverbands sind 80 der 1400 Zulieferer von der Pleite ernsthaft betroffen. Laut Andreas Pfeiler, Sprecher der Baustoffindustrie, konzentrieren sich die Ausfälle auf die Bereiche Kies, Schotter und Beton. Hart getroffen wurden auch einige Baustoffhändler. Angeblich hat die Quester-Gruppe größere Forderungen gegenüber Alpine. (Andreas Schnauder, Stefanie Ruep, DER STANDARD, 22.6.2013)