Vor wenigen Tagen hat Nvidia ihr Grafikkartenangebot für Gamer vervollständigt. Damit liegen für 2013 im wahrsten Sinn des Wortes die Karten auf dem Tisch, etwaige Überraschungen mit zwei Grafikchips unter einem Kühler natürlich nicht einberechnet. An der Speerspitze befindet sich damit die GTX Titan, die zwar für ungeschlagene Performance sorgt, aber auch einen ebenso selten erreichten Preis besitzt. Mit immer noch ungefähr 900 Euro fällt es jedoch schwer, sie allgemein für Spieler zu empfehlen, da der Preis im Vergleich zu den restlichen Produkten nicht im Verhältnis zur Leistung steht. Deshalb befassen sich die folgenden Absätze mit den greifbaren Modellen der neuen GTX-700-Serie in einem Preisbereich zwischen 200 und 600 Euro.

Der kleine Bruder der Titan

Wer bei seinen Frameraten keine Abstriche machen möchte, wird an der GTX 780 interessiert sein. Ihr Grafikchip basiert auf derselben Architektur wie jener der GTX Titan, nur werken hier vier statt der sechs möglichen SMX-Blöcke. Da in diesen skalierbaren logischen Einheiten die hauptsächlich für die 3D-Leistung verantwortlichen CUDA-Cores (ehemals Shader) mit den von ihnen abhängigen Teilen der Infrastruktur gebündelt werden, dezimiert sich deren Anzahl entsprechend und die GPU verliert an Pferdestärken. Das geschieht aus gutem Grund: Die Fertigung von Grafikprozessoren mit mehreren Milliarden Transistoren besitzt nicht selten hohe Ausschussraten, die eben diese SMX-Blöcke beschädigt auf die Welt bringen. Sollte der Chip mit nur einem defekten Block davonkommen, wird dieser deaktiviert und die Grafikkarte als Titan ausgeliefert. Im Fall von zwei defekten Blöcken wird eine GTX 780 ab einem Preis von 570 Euro geboren.

(Bild: GTX 780)
Foto: Nvidia

Die GTX 680 ist tot, lang lebe die GTX 770!

Mit demselben Grafikchip wie die GTX 680 geht die GTX 770 ins Rennen. Wer hier nur eine Namensänderung befürchtet, liegt zum Glück falsch. Die GTX 770 holt das Maximum aus der Architektur heraus, indem ihr ein schnellerer Grafikspeicher sowie ein standardmäßig besserer Kühler spendiert wurden. Obendrein wurden die Taktraten aufgebohrt, weshalb die Leistung insgesamt sogar signifikant besser als bei der GTX 680. Der Clou ist allerdings der Preis: Trotz der Verbesserungen wurde daran Preis gefeilt, weshalb die GTX 770 schon ab 350 Euro zu haben ist. Damit legt sie sich direkt mit der Radeon HD 7970 von AMD an und macht ihr zukünftig das Leben schwer.

(Bild: GTX 770)
Foto: Nvidia

Neu im Programm: GTX 760

Erst seit Mitte dieser Woche darf man über die brandneue GTX 760 lesen. Ähnlich wie bei der GTX 770 greift Nvidia hier auf den Grafikchip der GTX 670 zurück und lässt ihn durch deutlich erhöhte Taktraten in neuem Glanz erstrahlen. Einige Hersteller bieten alternativ werksübertaktete Modelle an, die bei Bedarf sogar auf unglaubliche 1.111 MHz takten. Das braucht die GTX 760 auch, denn sie verliert im Vergleich zur (teureren) GTX 670 einen weiteren SMX-Block und reiht sich damit in der 3D-Leistung hinter dieser ein. Gegenüber dem direkten Vorgänger, der GTX 660 Ti, gibt es trotzdem einen Leistungssprung, wobei der Preis mit 240 Euro aufwärts etwa gleich bleibt.


(Bild: GTX 760)
Foto: Nvidia

Leistung im Vergleich

In der Theorie hören sich Neuerungen immer gut an, doch wie viel Mehrleistung bringen die neuen GTX-Grafikkarten von Nvidia wirklich im Spieleralltag? Um diese Frage zu beantworten, dienen die folgenden ausgewählten Gegenüberstellungen in "Far Cry 3", "Max Payne 3" und "Metro 2033". Zum Vergleich treten ebenfalls die relevanten Modelle aus der Vorgängergeneration sowie der Konkurrent von AMD, die Radeon HD 7970, an.

(Benchmark: Far Cry 3 mit 4x-Antialiasing)
Foto: Overclockers.at
(Benchmark: Max Payne 3 mit 8x-Antialiasing)
Foto: Overclockers.at
(Benchmark: Metro 2033 mit 4x-Antialiasing)
Foto: Overclockers.at

Wie man sehr gut sehen kann, lässt die GTX 780 nichts anbrennen und geht in allen Tests – speziell bei hohen Auflösungen und anspruchsvollem Antialiasing – haushoch als Sieger hervor. Die GTX 770 legt sich nicht nur beim Preis mit der Konkurrenz von AMD an, sondern bei den Frameraten. Oft, wenn auch nicht immer übertrumpft sie die HD 7970 um teilweise bis zu 8 Frames pro Sekunde. Nicht ganz so eindeutig geht die Leistung der GTX 760 hervor. Sie ist aufgrund ihrer geringeren Anzahl an CUDA-Cores gerade einmal so schnell wie eine GTX 670 und kann auf den direkten Vorgänger, die GTX 660 Ti, nur maximal 6 zusätzliche Frames gutmachen. In "Far Cry 3" bei Full-HD-Auflösung und vierfachem Antialising ließ sich gar kein Leistungsunterschied zwischen den beiden Grafikkarten messen.

Upgrade sinnvoll?

Leider lassen sich diese drei Modelle, die im High-End- und Mittelklasse-Bereich angesiedelt sind, nicht eins zu eins mit ihren Vorgängern vergleichen, da die Karten preislich immer ein wenig anders – nämlich der aktuellen Konkurrenz angepasst – aufgestellt sind. Trotzdem kann kurz und bündig zusammengefasst werden, dass ein Upgrade von der letzten Grafikkarten-Generation, egal ob von GTX-600- oder den HD-7000-Modellen, in derselben Preisklasse zu wenig Performancegewinn bringt, um erneute Auslagen entsprechend rechtfertigen zu können.

Wer beispielsweise von einer GTX 660 Ti (damaliger Kaufpreis rund 290 Euro) auf die GTX 760 wechselt, erhält für 240 Euro selbst mit hohen Details und unter Full HD gerade einmal einen Leistungszuwachs von durchschnittlich ungefähr 20 Prozent. Genauer gesagt lässt sich je nach Spiel, Grafikeinstellungen und Auflösung eine Mehrleistung zwischen 0 und 33 Prozent messen. Für den Fall, dass jemand von seinen Kaufgewohnheiten abweicht und von der GTX 660 Ti, also einem Modell aus dem Mittelfeld, auf die im High-End-Bereich angesiedelte GTX 780 um 570 Euro aufrüstet, würde dieses Upgrade im Durchschnitt mit über 40 Prozent an zusätzlichen Frames/Sekunde zu Buche schlagen. Ob der jeweilige Anschaffungspreis dem realen Nutzen entspricht, muss im Endeffekt jeder für sich selbst entscheiden. Um hier dennoch ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, kann man sich an folgender Tabelle orientieren, inwiefern sich der Kauf eines GTX-Modells aus der neuen Generation lohnen würde:

(Tabelle: Orientierung für ein sinnvolles Upgrade auf die GTX 760, 770, 780 oder die Titan)
Foto: Overclockers.at

Nicht zu verachten: Lautstärke, Abwärme, Leistungsaufnahme

Natürlich legen viele Spieler hauptsächlich Wert auf den Preis und die dafür erkaufte 3D-Leistung. Allerdings sollten auch Lautstärke und Abwärme nicht außer Acht gelassen werden, da diese Eigenschaften ebenso zu einem gut ausbalancierten Gaming-System beitragen. Die neuen GTX-Grafikkarten inklusive der Titan gehen sogar einen Schritt weiter und können mithilfe von "GPU Boost 2.0" je nach gemessener GPU-Temperatur ihre Taktfrequenzen regeln. Umso kühler die Grafikkarte also bleibt, desto höher kann sie sich automatisch takten und dementsprechend steigt auch die Performance im Spiel. Deshalb lohnt es sich hier nicht die günstigste Variante mit dem Referenzkühler des GPU-Herstellers zu kaufen, sondern zu einem Modell mit besserer und oft auch leiserer Kühlleistung zu greifen. Das ist insbesondere bei der GTX 760 der Fall, die schon im 2D-Betrieb hörbar ist und unter Last ein unangenehmes, wenn auch nicht allzu lautes Geräusch von sich gibt. Besser bekommt das der silberne Referenzkühler der GTX 770 und 780 hin. Er reduziert die Lautstärke auf ein angenehmes Minimum, auch wenn man hier keinesfalls von lautlos sprechen darf. Dafür glüht der komplette Kühler bei längerem 3D-Betrieb förmlich und produziert eine Menge Abwärme innerhalb des Gehäuses, die mit einem entsprechenden Airflow-Konzept durch Gehäuselüfter bekämpft werden sollte. Die wohl temperierte Umgebung sorgt nicht nur für eine längere Haltbarkeit der restlichen Komponenten, sondern wird sich wiederum in höheren Taktraten bemerkbar machen.

(Bild: Besser als die Referenzversionen: Gigabyte GTX 760 OC WindForce (im Bild, wenn möglich Rev 2.0 kaufen) und die ASUS GTX 760 DirectCU II)
Foto: Nvidia

Im großen und Ganzen fällt die Leistungsaufnahme aller getesteten Modelle entsprechend ihrer Performance aus.

(Tabelle: Leistungsaufnahme der Grafikkatrten)
Foto: Overclockers.at

Fazit

Neueste Games in höchsten Auflösungen sind der Traum jedes Gamers – mit oder ohne großen Geldbeutel. Die neue Grafikkarten-Serie von Nvidia bedient zum Glück beide Klientels, denn sowohl die preiswerte GTX 760 als auch die kompromissbereite GTX 770 und die leistungsstarke GTX 780 tischen selbst bei herausfordernden Titeln in Full-HD-Auflösung durchgehend flüssige Frameraten auf. Die beiden größeren Karten haben sogar mit zugeschalteten Qualitätseinstellungen wie Antialiasing und anisotropem Filtering keine Probleme. Trotzdem wird aus diesem Test klar, dass sich ein Upgrade für Besitzer der aktuellen AMD-Generation (HD 7000) sowie der vorhergehenden GTX-Modelle (GTX 6x0) nur bedingt auszahlt. Speziell bei der GTX 760 ist der Leistungszuwachs zu den Vorgängern zu klein, um eine erneute Ausgabe zu rechtfertigen. Mit ihrer unverbindlichen Preisempfehlung von 240 Euro bietet sie dennoch aktuell den günstigsten Einstieg in die gehobene Mittelklasse, wenn man mit dem alten Grafikeisen nicht mehr zufrieden ist. Dann aber bitte in einer kühleren und leiseren Spezialvariante von Asus, Gigabyte und Co. Überzeugend ist dafür die GTX 770 mit ihrem außerordentlich guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer hier von einer älteren Generation vor Jänner 2012 aufrüstet, kann durch eine Neuanschaffung einen beachtlichen Leistungssprung erlangen. Deutlich mehr Kompromisse müssen für eine GTX 780 eingegangen werden. Sie bringt zwar erstmals die Architektur der Titan in ein vom Preis her gerade noch vernünftiges Modell, doch muss für diese Leistung auch unverhältnismäßig mehr bezahlt werden. (Matthias Zronek/Zacharias Zair, derStandard.at, 3.7.2013)

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