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In den meisten Fällen ist es der eigene Familienhund, der plötzlich zuschnappt.

Foto: APA/Boris Roessler

Jedes zweite Kind wird bis zu seinem 18. Lebensjahr von einem Hund gebissen. Am häufigsten trifft es kleine Kinder bis ins Vorschulalter. In über 90 Prozent der Fälle stammt das Tier aus dem näheren sozialen Umfeld des Kindes, meist ist es der eigene Familienhund.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) weist darauf hin, dass Eltern insbesondere kleine Kinder im Umgang mit Hunden immer beaufsichtigen sollten. Ist es dennoch zu einer Bissverletzung gekommen, empfiehlt die DGKCH, mit dem Kind einen Arzt aufzusuchen und die Wunde, falls nötig, kinderchirurgisch versorgen zu lassen.

Kleiner Biss mit großen Folgen

Im Jahr 2010 lebten in deutschen Haushalten 5,3 Millionen Hunde. Auch zwischen Kindern und vertrauten Hunden passiert es immer wieder, dass ein Tier zuschnappt. Die meisten Bisse gehen glimpflich aus. Doch auch hinter äußerlich kleinen und ungefährlich erscheinenden Wunden können sich in der Tiefe ausgedehnte Geweberisse und Quetschungen verbergen", erläutert Stephan Kellnar, Vorstandsmitglied der DGKCH.

Aufgrund ihrer kräftigen Kiefer sind auch kleinere Hunde in der Lage, schwere Verletzungen zu verursachen, die nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen sind. Falsch versorgt, drohten langfristige Schäden wie Funktionseinbußen besonders an Fingern und Händen und unnötig große Narben, sagt Kellnar, der Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie am Klinikum Dritter Orden in München ist.

Darüber hinaus gelte es auch, Infektionen zu verhindern: "Bei bis zu 20 Prozent der Hundebisse kommt es zu einer Wundinfektion", sagt der Experte. Krankheitserreger könnten in das Gewebe eindringen und Wundstarrkrampf, Gasbrand oder eine Blutvergiftung hervorrufen. "Außerdem muss geprüft werden, ob der Hund womöglich Tollwut hatte", meint Kellnar. Zwar gilt Österreich seit 2008, Deutschland seit 2010 als tollwutfrei, doch die Krankheit ist in anderen Ländern noch teilweise verbreitet, sodass dieses Risiko nicht hundertprozentig auszuschließen ist.

Ständige Beaufsichtigung

Als erste Hilfe empfiehlt der Kinderchirurg, die Verletzung mit einer sterilen Kompresse oder einem Verband abzudecken. Eltern sollten keine eigenen Versuche unternehmen, die Wunde zu reinigen. Zur Abklärung des Tetanusschutzes sei es sinnvoll, den Impfpass des Kindes zum Arzt gleich mitzubringen.

"Babys und Kleinkinder müssen im Umgang mit Hunden immer beaufsichtigt werden", mahnt Professor Kellnar. Vielen Hunden mangele es an Erziehung. Zudem könnten kleine Kinder die Signale von Vierbeinern noch nicht deuten. Eltern sollten sich auch von der Größe eines Hundes bezüglich seiner Gefährlichkeit für ein Kind nicht täuschen lassen: "Auch ein kleiner Hund kann ein Kind schwer verletzen, wenn der Halter keine Kontrolle über sein Tier hat", sagt Professor Kellnar. (red, derStandard.at, 9.7.2013)