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Die PlayStation 4 bietet eine leistungsstärkere Hardware, die Xbox One kommt dafür mit TV-Funktionen und Kinect.

Foto: EPA/MICHAEL NELSON

Ende des Jahres starten Sony und Microsoft in die nächste Konsolengeneration. Wie berichtet, setzen die Hersteller bei PlayStation 4 (PS4) und Xbox One (XBO) ihren Fokus unterschiedlich. Die PS4 wird in erster Linie als Spielkonsole beworben, die XBO als Multimediasystem. Dieses Bild spiegeln auch die Leistungsdaten am Papier wieder, wonach Sonys System dank potenterem Grafikchip (bis zu 50 Prozent schneller als jener der XBO) und flotterem Speicher zumindest in der Theorie deutliche Leistungsvorteile haben dürfte. Doch wie stark macht sich die Differenz in der Praxis bemerkbar? Eine Frage die sich wohl erst in den kommenden Monaten und Jahren genau beantworten lassen wird, wenn sich die Softwareentwickler mit der Hardware vertaut gemacht haben. Technikexperte Richard Leadbetter von Eurogamer wollte nicht so lange warten und führte deshalb schon vorab einen Vergleich zwischen sehr ähnlichen PC-Komponenten durch. 

Grafikvergleich

Der Vergleich ist möglich, da sowohl Microsoft als auch Sony wenigstens teilweise auf herkömmliche PC-Komponenten setzen. Dies betrifft vor allem die Grafikchips von AMD. So ähnelt die GPU der XBO stark AMDs Bonaire-Architektur (z.B.: Radeon HD 7790) und der Grafikchip der PS4 gleicht dem Pitcairn-Design (z.B.: Radeon HD 7870 oder Radeon HD 7970M), wenngleich für die Konsolen die Taktraten reduziert wurden und weniger Compute Units zum Einsatz kommen. Mit Hilfe von Taktungswerkzeugen und manuellen Einstellungen lassen sich so jedenfalls die beiden Grafikkomponenten miteinander messen. Und so geht aus den Benchmarks von Eurogamer hervor, dass die Grafikarchitektur der PS4 bei aktuellen Spielen wie "Tomb Raider" oder "BioShock Infinite" bei gleichen Qualitätseinstellungen einen Leistungsvorsprung von rund 20 bis 30 Prozent hat, was sich in höheren Bildwiederholungsraten und damit in einem flüssigeren Spielerlebnis bemerkbar macht.   

Speicherunterschiede

Hinzu komme, dass die PS4 über einen deutlichen Bandbreitenvorteil verfügt. Sony setzt 8 GB des flotten GDDR5-Speichers als Arbeitsspeicher ein, während Microsoft auf eine Kombination auf günstigerem DDR3-Speicher (8 GB) und einem flotten, 32 MB großen ESRAM-Speicher baut, der die Leistungsdefizite wettmachen soll. Der Grafikchip der PS4 ist überdies mit 256-bit angebunden, der XBO-Chip (wenn er nicht vom PC-Chip abweicht) mit 128-bit. "In Summe genießt die PS4 in Sachen Bildberechnung zwei Schlüsselvorteile gegenüber der Xbox One: höhere GPU-Rechenkraft und mehr Bandbreite", so Leadbetter. Allerdings weist der Experte darauf hin, dass sich die auf dem Papier 50 Prozent schnellere Grafikarchitektur in der Praxis nicht in einem enormen Leistungssprung erkenntlich machen dürfte. Durch Justierungen an der Bildqualität oder durch die Verminderung der Auflösung könnten Spiele auf der Xbox One ebenso flüssig laufen, wie auf der PS4.

Viel Raum für Spekulationen

Zwei große Unbekannte bleiben nach dem Grafikchipvergleich bestehen: Wie sehr werden sich die Speicher- und Bandbreitenunterschiede auf die Spiele auswirken und was werden die Entwickler aus den jeweiligen Architekturen herausholen können? Beispielsweise verfügt der PS4-Chip über 18 sogenannte Compute Units, der XBO-Chip über 12 CUs. Diese könnten Entwickler künftig nutzen, um allgemeine Rechenaufgaben wie Physiksimulationen vom Prozessor auf den Grafikchip auszulagern, was massive Leistungssprünge verspricht. Wie PS4-Architekt Mark Cerny anmerkte, dürfte es allerdings noch einige Jahre dauern, bis diese noch relativ unerforschten Ressourcen ausgeschöpft würden. Auch ist fraglich, wie schnell sich Entwickler mit dem ESRAM-Konzept der XBO vertraut machen können. Einen exakten Vergleich werden wohl erst die ersten Multiplattformspiele zum Start der neuen Konsolen erlauben. (zw, derStandard.at, 12.8.2013)