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"Es gibt kaum eine Branche, wo es das nicht gibt", so Sozialminister Hundstorfer (rechts) über "All-in"-Arbeitsverträge.

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Grafik: APA

In Österreich werden immer mehr "All-in"-Arbeitsverträge abgeschlossen. Mittlerweile sollen es mehr als 500.000 dieser Verträge sein, in denen von Normalarbeit bis Überstunden alles abgegolten wird, und die nicht nur mehr Manager, sondern auch schon Hilfspersonal betreffen. Die Zahlen stammen aus einer Erhebung, die Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) beauftragt hat, bericht das "Ö1"-Morgenjournal. Hundstorfer fordere nun Transparenz und Einschränkungen bei All-in-Verträgen.

Wirtschaft mahnt

Nur ein Siebentel dieser Verträge entfielen auf Manager, aber bereits 17 Prozent  auf Hilfskräfte. "Das war nicht geplant, auch nicht, dass das im Verkaufs- und Dienstleistungsbereich angewandt wird. Es gibt kaum eine Branche, wo es das nicht gibt", wird Hundstorfer im ORF-Radio zitiert.

Eine Abfuhr bekam Hundstorfer dagegen erwartungsgemäß von der Wirtschaft. Martin Gleitsmann, Sozialpolitikexperte der Wirtschaftskammer (WKÖ), hielte es für einen "Fehler", die Entlastungsmöglichkeiten der Betriebe einzuschränken, wie er zu "Ö1" sagte. Die Flexibilität mache Österreichs Erfolg aus.

Transparenz statt Umgehungsmodelle

Bereits Ende Juni hatte die GPA-djp wie berichtet eine Umfrage zu den All-in-Verträgen in Auftrag gegeben. Darin fordert Wolfgang Katzian, Chef der GPA-djp, neue gesetzliche Regelungen. Die Befragung hatte ergeben, dass ein Drittel der Befragten dienstliche Telefonate in der Freizeit erledigten, ein Viertel an freien Tagen berufliche Mails beantwortete, 22 Prozent Arbeit mit nach Hause nähmen und ganze 25 Prozent sich von der Arbeit den Urlaub durchkreuzen ließen. Die Gewerkschaft sei natürlich nah dran an den Arbeitgebern, so Norbert Schnurrer, Pressesprecher von Minister Hundstorfer auf Anfrage von derStandard.at. Um dem begründeten Verdacht eines Umgehungsmodells zur Nicht-Abgeltung von Überstunden nachzugehen, habe das Sozialministerum nun die Statistik Austria mit einer neuerlichen Erhebung (7.500 Befragungen, Anm.) beauftragt, so Schnurrer weiter.

Beispiel unbezahlter Überstunden

Das Ministerium nennt unter anderem das Beispiel einer einer Handelangestellte mit einer All-in Vereinbarung. Bei einem Brutto-Gehalt von 2.000 Euro  leistet sie regelmäßig 25 Überstunden pro Monat. Der ortsübliche Lohn ohne Überstunden beträgt 1.800 Euro, das sind 10,40 Euro pro Stunde. Multipliziert man diesen um das Eineinhalbfache ergibt sich ein Überstundenlohn von 15,60 Euro je Stunde. Dividiert man die Überstundenkomponente von 200 Euro durch 15,60 Euro, ergibt sich, dass lediglich 12,82 der regelmäßigen 25 Überstunden abgegolten werden. Das heißt weiter, dass die Angestellte durch ihre All-in-Vereinbarung rund die Hälfte ihrer Überstunden unbezahlt leistet und ihr monatlich rund 200 Euro beziehungsweise rund 2.400 Euro im Jahr engehen.

Die Forderung des Sozialministeriums daher: Es müsse gesetzlich festgelegt werden, dass im Arbeitsvertrag ersichtlich ist, wie hoch der Grundlohn für die Erbringung der Normalarbeitszeit ist, damit Arbeitnehmer sich ausrechnen können, wie viele Überstunden mit dem Rest abgegolten werden.

"Wir fordern keine generelle Abschaffung von All-in-Verträgen, sondern Transparenz", so Schnurrer. (sos, ch, derStandard.at, 14.8.2013)