Das stimmungsvolle "Everybody's Gone to the Rapture" gehört zu den kommenden Indie-Highlights.

 

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"Hotline Miami 2: Wrong Number"

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"Cobalt"

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"Shelter"

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Dass die Spiele der unabhängigen Entwickler abseits des großen traditionellen Publishermodells nicht nur die Kritiker, sondern auch die Kundschaft erfreuen, hat auch bei den großen Konsolenherstellern zum Umdenken geführt: Ohne Indies geht 2013 nichts - das haben nach dem Vorreiter Sony nun auch (schon länger) Nintendo und (erst mit Verzögerung) Microsoft begriffen.

Auch auf dem größten europäischen Branchenevent, der Gamescom, und der angeschlossenen Entwicklerkonferenz GDC Europe fanden deshalb nicht nur die großen Player mit ihren oft bombastisch-pompösen Ständen, sondern auch die kleineren Indies ihre Bühnen.

Vorreiter Sony

Sony baut dabei seinen Indie-Fokus auch für die kommende PS4 und die Vita gehörig aus: Mit "Hotline Miami 2: Wrong Number" und "The Binding of Isaac: Rebirth" warten zwei garantierte Independent-Darlings sowohl auf PS4 wie auch auf Sonys Handheld ab Herbst auf ihre Käufer. Vlambeers kommendes Roguelike-like "Wasteland Kings" und das schon vor kurzem hier empfohlene "Rogue Legacy" zählen ebenso zu den kommenden PS4-Indie-Attraktionen wie das vielversprechende Stealth-Spiel "Volume", dessen Entwickler Mike Bithell mit "Thomas Was Alone" bereits einen modernen Indie-Klassiker abgeliefert hat.

"FEZ", "Minecraft", "N++" sowie eine beachtliche Zahl anderer Indie-Titel unterstreichen Sonys konsequente Umarmung der unabhängigen Szene. Da passt es auch ins Bild, dass mit "Everybody's Gone to the Rapture" des "Dear Esther"-Machers ein weiteres Aushängeschild der Indieszene exklusiv für die PS4 angekündigt wurde.

(Video: Indie-Highlights für PS4, PS3 und PS Vita)

Microsoft zieht nach

Was schiefgehen kann, geht schief - Murphys Gesetz scheint irgendwie extra für den Launch von Microsofts neuer Konsole XBox One verfasst worden zu sein. Dass der Redmonder Konzern neben zahlreichen anderen Fettnäpfchenköpflern mit seinen ursprünglich restriktiven Veröffentlichungsregeln  auch beinahe den gesamten unabhängigen Games-Underground vor den Kopf gestoßen hat, passt da nur konsequent zu einem - man muss es so sagen - patscherten Start in die nächste Konsolengeneration. Inzwischen hat sich, wie man weiß, ja so einiges geändert, und auch bei den Indies wurde umgedacht.

In Köln gibt sich Microsoft in Sachen Indies geläutert: Nicht nur, dass das Selfpublishing doch geduldet wird, will Microsoft mit Indie-Veteran und XBLA-Portfolio-Director Chris Charla als Kopf bei "ID@XBox", dem eben enthüllten Self-Publishing-Programm, nicht nur unabhängige Entwickler anlocken, sondern sogar eine große Indie-Zukunft auf der Xbox One einläuten, wie er im Interview mit Eurogamer ausführte: "Ich warte auf den Indie-Developer, der unsere Technologien kombiniert und ausreizt: Kinect, die Cloud, Smart Glass, die neuen Controller ... die Spiele, die  durch das Zusammenspiel dieser neuen Komponenten möglich sein werde, können wir uns noch gar nicht vorstellen. Da sind verrückte Dinge möglich", so Charla. Man darf gespannt sein. Zu den ersten Indie-Werken gehört der Shooter "Cobalt" (Xbox 360, Xbox One) der "Minecraft"-Schöpfer.

Video: Microsofts neues Indie-Entwicklerprogramm

Games? Notgames?

Konsolenriesen, Videospielmessen, Pressekonferenzen - das schreit nach jener Frage, die in allen Subkulturen früher oder später laut wird: "Ist das noch Indie?" Geklärt wird sie wohl auch diesmal nicht, in Köln findet sich aber etwas abseits des Messerummels der größten europäischen Spielemesse zum zweiten Mal ein kleines Festival, das sozusagen als Gegenveranstaltung ganz grundsätzlich die Mainstream-Verweigerung schon im Konzept trägt: Tale of Tales, die belgischen Schöpfer der Indie-Kunst-Games "Bientôt l'été" und "The Path", kuratieren nach der Premiere 2011 zum zweiten Mal das "Notgames Fest 2013" im Cologne Game Lab an der Fachhochschule Köln.

Wie beim ersten Mal versammelt die Ausstellung Spiele, die mit dem Mainstream so wenig zu tun haben wollen, dass sie sich den Festivalmachern zufolge als "Notgames" bezeichnen lassen: Neben der in Kürze erscheinenden bezaubernden Dachssimulation "Shelter" und dem Klassiker "Noby Noby Boy" versammelt die Ausstellung so bemerkenswerte Spiele, die die Grenzen des Mediums auf die eine oder andere Art erweitern - eine sympathische Parallelwelt, in der sich die erschöpften Fachbesucher des Rummeplatzes Gamescom auch einmal etwas entspannen können.

Das ist bei all dem Trubel auch notwendig. Blockbuster, Indiegames, Notgames - auch wenn sich die Schubladen vermehren, behält eines auch in Köln selbstverständlich Gültigkeit: Das Medium Spiele bleibt spannend. (Rainer Sigl, derStandard.at, 22.8.2013)