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Foto: Oliver Berg/dpa

Drei Monate nach Microsofts völlig misslungener Ankündigung der Xbox One ist die Vermarktungsoffensive für die im November erscheinende Multimediakonsole zusehends auf Kurs. Wochenlang folgten eine 180-Grad-Kehrtwende und eine Entschuldigung auf die andere, bis schlussendlich jedes ungeliebte Feature (siehe Online-DRM, Kinect-Zwang, etc.) zurückgenommen wurde und man schlussendlich ein Produkt vorweisen konnte, das zwar nicht mehr ganz der ursprünglichen Vision von der immer verfügbaren Online-Plattform entspricht, aber zumindest keine Konsumenten mehr vergrault. Und so langsam aber sicher macht sich die Redmonder Führungsriege daran, die wichtigen, richtigen Punkte zu adressieren. Über Möglichkeiten anstatt Zwänge und über Spiele und Kaufanreize anstatt wolkige Träume zu reden. Auf der vergangenen Gamescom wurde deutlich, dass die harte Message – von protestierenden Konsumenten und Sonys profitierender PlayStation 4 – angekommen ist.

Leiser Ton

Zynisch kann man es Schadensbegrenzung nennen, doch selbst der kritischste Branchenbeobachter muss eingestehen, dass sich Microsoft in den vergangenen Wochen die Fehler in der Kommunikation zu Herzen genommen hat und begonnen hat, den Wettbewerbsnachteilen, wie den vergleichsweise hohen Preis der Xbox One von 499 Euro, mit Marketingmaßnahmen zu begegnen. Vorbesteller werden etwa mit der kostenlosen Beigabe von "FIFA 14" gelockt, um die Preisdifferenz zur PS4, die 399 Euro kostet, zu schmälern. Es sind sehr teure Maßnahmen wie diese, die zeigen, dass der Konzern es sehr ernst meint. Überschwängliche Ansagen und unglaubliche Prognosen wie jene, dass man eine Milliarde Kunden erreichen will, liest man aktuell nicht mehr in den Medien. Der Ton ist leiser geworden, die Kraft der Gegenspieler wurde offenbar realisiert. Auch die zunächst kräftig und primär beworbenen Multimedia-Funktionen der Konsole (TV, TV, TV!) wurden in den Hintergrund gerückt und nun Games, Games, Games auf die Brust geschrieben. War im Mai noch von Vertriebszwängen die Rede, werden nun auch Indie-Entwickler mit Freiheiten umgarnt. Microsoft ist wohl klar geworden, dass bei einer Spielkonsole, so multitalentiert sie auch sein mag, zuerst die Spielerschaft und dann der Rest der Welt gewonnen werden muss. Eine Strategie, die Sony seit der PS4-Vorstellung im Februar sehr erfolgreich fährt.

Lange Schlacht

Und obgleich der Wettlauf um die nächste Spielkonsolengeneration oft wie eine große, ultimative Medienschlacht um die Gunst der Konsumenten erscheint, darf man nicht vergessen, dass jeder Sieg und jeder Verlust in der PR nur von kurzer Dauer ist. Microsoft ist jetzt am richtigen Weg. Aber wie sieht die Angelegenheit aus, wenn der Marktstart erfolgt ist? Hardware-Unterschiede und Preise werden ein unbequemes Thema bleiben und der USP Kinect muss sich auch erst bewähren. Und Sonys monatelanger, medialer Siegeszug wird wiederum über Nacht vergessen sein, wenn die PS4 ihre Versprechen nicht hält. Unter Fans beider Lager ist es ein hoch emotional geführtes Duell, das nun zwei sehr starke Kontrahenten kennt. Und es sollte im Interesse beider Seiten sein, dass dies so bleibt. Denn von einem Kräftemessen ebenbürtiger Hersteller profitiert am Ende vor allem einer: Der Spieler. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 31.8.2013)

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