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Ein UN-Inspektor in Ain Terma bei Damaskus.

Foto: AP Photo/United Media Office of Arbeen

Zur Klärung der Giftgas-Vorwürfe im syrischen Bürgerkrieg forderte die EU am Donnerstageinen raschen Zwischenbericht der UNO-Ermittler. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon werde beim G-20-Gipfel Einzelheiten mitteilen, sagte der ständige EU-Ratsvorsitzende Herman Van Rompuy  in St. Petersburg unmittelbar vor Beginn des Spitzentreffens. Der vorläufige Bericht zu den vermuteten Giftgas-Angriffen in der Nähe von Damaskus am 21. August müsse "so schnell wie möglich" vorgelegt werden.

Chemiewaffen-Experten sicherten Spuren

Die Chemiewaffen-Experten der UNO sind am Samstag aus Syrien abgereist. In ihrem Gepäck befanden sich zahlreiche Proben, die sie an mehreren Orten in der Umgebung der Hauptstadt Damaskus gesammelt hatten, wo am 21. August hunderte Menschen durch den Einsatz bisher unbekannter Kampfstoffe ums Leben kamen.

Die in Syrien sichergestellten Boden-, Blut-, Urin- und Haarproben sowie aus gefundener Munition entnommenen Spuren werden derzeit von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) analysiert. Am Samstag trafen sie im Hauptquartier der OPCW im niederländischen Den Haag ein und wurden dann auf mehrere Labors verteilt.

Labors bleiben geheim

Insgesamt verfügt die OPCW weltweit über 18 "Designated Labs", die über die Kapazitäten für die Analyse chemischer Kampfstoffe verfügen. Welche Labore im konkreten Fall beauftragt wurden, ist geheim, Gerüchten zufolge sollen aber keine Länder beteiligt sein, die einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat einnehmen.

Jedes in Syrien entnommene Sample wird auf drei Behälter aufgeteilt, die in verschiedenen Laboren untersucht werden. Zusätzlich zu jeder Probe erhalten die Labore je zwei gleiche Behälter, von denen einer keine Chemiewaffenrückstände und der andere absichtlich hinzugefügte Kampfstoffe oder deren Abbauprodukte enthält, berichtet die BBC unter Berufung auf den ehemaligen OPCW-Mitarbeiter Ralf Trapp.

Gegenprobe

Jede Probe wird mit zwei verschiedenen Methoden untersucht, als Gegenprobe muss dann das Labor den vermuteten Kampfstoff synthetisieren und mit der zuvor verwendeten Messapparatur zum gleichen Ergebnis kommen.

Dadurch soll festgestellt werden, welcher Kampfstoff zum Einsatz kam. Gegen die Annahme, dass der Angriff mit der Chemiewaffe Sarin durchgeführt worden sei, sprechen laut Trapp zahlreiche Videodokumente: viele mutmaßlichen Opfer, die darauf zu sehen sind, zeigen  nicht die typischen Symptome einer Sarin-Vergiftung wie verengte Pupillen und Muskelzucken.

Außerdem erhoffen sich die  Ermittler sich von der Analyse der Proben und der Fotos der bei dem Angriff verwendeten Munition Aufschlüsse darüber, ob die Waffensysteme improvisiert oder für den militärischen Gebrauch angefertigt wurden.

Durch das aufwendige Verfahren sollen Manipulationen der Proben erschwert werden. Allerdings nehmen die Analysen und Gegenchecks viel Zeit in Anspruch. Der Bericht der Inspektoren wird neben den Ergebnissen der Laboranalysen auch Zeugenaussagen und Behandlungsprotokolle aus syrischen Spitälern enthalten, der UNO vorgelegt wird er wohl erst Mitte bis Ende nächster Woche. (bed, derStandard.at, 4.9.2013)