Die Schauspielerin und Drehbuchautorin Konstanze Breitebner hat sich im Südburgenland eine ganz persönliche Krafttankstelle gebaut. Wojciech Czaja war zu Besuch und schaute ihr beim Schweben zu.

"Ich habe drei Hobbys, ohne die ich nicht leben kann: Yoga, Laufen und das Arbeiten im Weingarten. Bei allen drei Tätigkeiten, und das ist das Schöne daran, schaffe ich es, den Kopf abzuschalten und den rasenden Gedanken, die sich da oben immer abspielen, endlich mal zu entkommen. Man muss sich vorstellen, dass ich als Drehbuchautorin ja den ganzen Tag über viele, viele Figuren im Kopf habe. Das kann manchmal ganz schön laut werden. Mit Ashtanga-Yoga – einer besonderen Form, bei der man auch auf die Atmung achtet – kann ich den Kopf zum Schweigen bringen.

"Je chaotischer und stressiger mein Leben außen wird, umso einfacher und klarer brauche ich's innen." Konstanze Breitebner in ihrem Yoga-Zimmer. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Ich praktiziere Yoga schon seit sieben Jahren. Meist am Abend, irgendwann vor dem Sonnenuntergang, und zwar hier oben im ersten Stock, direkt unter dem Dachgiebel. Das ist mein heiliger Platz, meine ganz persönliche Krafttankstelle. Das erklärt auch, warum dieser Raum ganz weiß und leer ist. Das ist so, das soll so sein, und das wird auch so bleiben.

Als ich das Haus zum ersten Mal gesehen habe, konnte ich mir kaum vorstellen, dass es hier eines Tages so schön sein wird. Da, wo das große Fenster mit Blick ins Freie ist, war eine böse, kitschige Tiroler Bauernbalustrade – so eine von der übelsten Sorte. Und mittendrin, völlig fehlgeplant, eine betonierte Treppe. Keine Ahnung, was sich die Vorbesitzerin dabei gedacht hat.

Jedenfalls haben mein Mann Peter Mazzuchelli und ich dann zugeschlagen. Es war ein halbfertiger Rohbau, so richtig atemberaubend scheußlich. Die Besitzerin musste sich, nachdem sie sich finanziell verausgabt hatte, davon trennen. Dass wir dieses Haus überhaupt noch gefunden haben, grenzt an ein Wunder. Monatelang sind wir regelmäßig von Wien ins Südburgenland gefahren, um uns irgendwelche Inserateobjekte anzuschauen. Nie war das passende dabei. Nach 50 erfolglosen Besichtigungen waren wir mit den Nerven am Ende. Aber hier, in der Nähe von Güssing, hat vom ersten Moment an alles gestimmt. Da war einfach eine gute Energie. Und diese Ruhe!

Ja, und dann haben die Schwierigkeiten begonnen: falsche Geometervermessung, unzuordenbare Stromkabel, riesige Deckenbalken, unter denen man nicht durchgekommen ist, ohne sich zu bücken, und so weiter. Wir haben den halbfertigen Rohbau in monatelanger Arbeit in einen viertelfertigen Rohbau zurückgebaut, haben die Arkaden vor dem Wohnzimmer freigelegt, solche Sachen halt. Die Arbeit wurde immer mehr und mehr. 180 Quadratmeter sind ja nicht nix! Aber so wie alle Häuslbauer haben auch wir uns irgendwann einmal gedacht: A scho wurscht ...

Es hat sich ausgezahlt. Ich fühle mich hier richtig wohl. Ich bin ja, auch wenn man es mir nicht ansieht, ein Dorfmädel. Und tief drin in mir hatte ich immer schon Sehnsucht nach dem Grünen. Je chaotischer und stressiger mein Leben außen wird, umso einfacher und klarer brauche ich' s innen. Das merkt man auch an den Buddhastatuen und Kerzen, die im Haus und im Garten überall herumstehen. Ich bin schon ein bissl eine Ethno-Sammlerin, ich geb's ja zu. Eine Freundin kam sogar mal zum Kranksein hierher, weil sie fand, dass man nirgends so gut krank sein kann wie in unserem kleinen Kellerstöckl.

Allein schon, dass man in der Früh in den Garten gehen und seine eigenen Frühstücksradieschen ziehen kann. Herrlich! Wir haben Salat, Erbsen, Bohnen, Melanzani, Kürbisse, Paradeiser, Ribisel und sämtliche Kräuter, die man sich nur vorstellen kann. Der Koriander schießt nur so aus der Erde. Und wir bauen sogar Heckenklescher an! Pro Jahr produzieren wir für den Eigenbedarf 150 Flaschen Uhudler und 70 Flaschen Prosecco. Wie kann man sich da nicht wohlfühlen?" (DER STANDARD, 7./8.9.2013)