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Die EVN stand ebenso wie die tschechischen CEZ und Energo-Pro im Mittelpunkt der Massenproteste Zehntausender von Bulgaren gegen hohe Energiepreise.

Foto: epa/nenov stoyan

Sofia - Bulgarien bleibt ein anspruchsvolles Geschäft für das niederösterreichische Energieunternehmen EVN: Vergangenen Winter stand der Stromversorger ebenso wie die tschechischen CEZ und Energo-Pro im Mittelpunkt der Massenproteste Zehntausender von Bulgaren gegen hohe Energiepreise. Die Straßendemonstrationen führten im Februar zum Rücktritt der Regierung des konservativen Premiers Boiko Borissow, aber auch zu staatlich verordneten Reduktionen bei den Verbraucherpreisen. Ein nicht ganz fairer Beschluss der Politiker aus Sicht der drei ausländischen Stromversorger, bei dem hohe Produktionskosten in den bulgarischen Kraftwerken und hohe regulierte Preise für grüne Energie auf die Versorger abgewälzt wurden.

Nun hat die bulgarische Finanzaufsicht FSC ein Privatisierungsgeschäft aus dem Jahr 2011 auf den Tisch gebracht. Die EVN kaufte damals auch den Restanteil des bulgarischen Staats von 33 Prozent an zwei Stromversorgern bei einer Versteigerung an der Sofioter Börse. EVN zahlte 90 Mio Lewa – umgerechnet knapp 46 Mio. Euro – für die Anteile. Das Kaufgeschäft wurde von der Investmentfirma Bulbrokers abgewickelt, die zuvor eine Ausschreibung der Regierung Borissow gewonnen hatte. Die bulgarische Finanzaufsicht hat nun Anzeige gegen den damaligen Finanzminister Simeon Djankow, Wirtschafts- und Energieminister Traitscho Traikow sowie gegen Bulbrokers erstattet. Im Gespräch mit dem Standard gab der Chef der Aufsichtsbehörde an, dem bulgarischen Staat sei damals durch eine Manipulation an der Börse ein Schaden von etwa 87 Millionen Lewa – umgerechnet 44,41 Mio. Euro – entstanden.

Finanzaufsichtschef Stojan Mavrodiew betonte, der Gang zum Staatsanwalt richte sich nicht gegen die EVN selbst. Deren Stellungnahme: "Aus unserer Sicht konnte im Rahmen der Privatisierung 2011 jeder Interessierte in einem transparenten Prozess über die Börse Anteile an den Energieunternehmen erwerben." (mab, derStandard.at, 10.9.2013)