Ruhig, fast etwas introvertiert, leidenschaftlicher Jäger. Bekannte, Nachbarn und Freunde des mutmaßlichen Vierfachmörders Alois H. werden seit Dienstagfrüh von Journalisten über dessen Persönlichkeit ausgefragt. Der 55-jährige Transportunternehmer aus dem Bezirk Melk in Niederösterreich habe seit dem Krebstod seiner Ehefrau zurückgezogen auf seinem Gehöft gelebt, das bereits seinen Eltern gehörte. Zu seinem Vater habe der mutmaßliche Mörder ein angespanntes Verhältnis gehabt. Zur Mutter sei die Beziehung jedoch gut gewesen. Sein Schäferhund "Burgi" habe ihm besonders viel bedeutet.

Guter Schütze

Sein Freund Herbert H. bezeichnete ihn gestern im Kurier-Interview als begeisterten Jäger, der auch teure Großwild- und Hubschrauberjagden unternahm. Seit fast zwanzig Jahren war er Inhaber einer Jagdkarte des niederösterreichischen Landesjagdverbandes. Er hatte eine kleine Jagdpacht im Bezirk, jedoch keine Hirsche in seinem Revier. Beim Melker Schützenverein war er seit Jahren aktiv und nahm regelmäßig an Schießwettbewerben teil. Seine Kollegen bezeichnen ihn als guten Schützen. Laut Angaben eines Cobra-Beamten im ORF hatte er eine Anzahl an Waffen im dreistelligen Bereich.

Mit Herbert H. führte Alois H. das letzte Telefonat am Dienstagmorgen. Darin beichtete er laut Zeugenaussage die Wilderei und berichtete zudem, dass er seinen Hund schon "erlöst" habe. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Mann, der bislang polizeilich nicht aufgefallen war, bereits drei Menschen erschossen und einen vierten Mann als Geisel, den er wenig später töten sollte: Den 38-jährigen Revierinspektor, einen 44-jährigen und einen 51-jährigen Gruppeninspektor aus dem Bezirk Scheibbs und einen 70-jährigen Rettungswagenfahrer des Roten Kreuzes.

Dass nicht mehr Menschen verletzt wurden, bezeichnete ein Beamter als reines Glück. Die Kugeln aus H.s Gewehren schlugen in die Hausmauern und parkenden Autos rund um die Tatorte ein. Auch auf ein Einsatzfahrzeug der Cobra, das ihn nach der Geiselnahme verfolgte, schoss er offenbar gezielt mit seinem Jagdgewehr in Kopfhöhe. Die Windschutzscheibe war gepanzert.

Ein "zweites Ich"

Vor einigen Wochen habe er gegenüber Herbert H. angedeutet, dass er persönliche Probleme und so etwas wie ein "zweites Ich" habe. Ob er sich dabei nur auf die Wilderei bezog, ist unklar. Bislang ist nicht bestätigt, dass es sich bei Alois H. tatsächlich um den gesuchten Wilderer handelte. Seit 2008 wurde im steirischen Gesäuse, und im Bezirk Lilienfeld in Niederösterreich immer wieder totes Wild gefunden, meist kapitale Hirsche. Die wertvollen Geweihe wurden mitgenommen, der restliche Kadaver zurückgelassen. Ermittelt wurde gegen Unbekannt. (red, derStandard.at, 18.9.2013)