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Kein Rauskicken: Soziale Unternehmer sind auf dem Vormarsch.

Foto: APA/dpa/Rössler

Wenn Sie keine guten Nachrichten mögen, blättern Sie bitte weiter. Gemäß der Faustregel "Only bad news are good news" werden Sie wohl in anderen Teilen dieser Zeitung mehr Lesestoff finden. Gut stehen die Chancen in den Ressorts Chronik, Wirtschaft oder Innenpolitik.

Diese Serie soll sich jenen widmen, die versuchen, aus "bad news" gute zu machen: soziale Unternehmer, neudeutsch "Social Entrepreneurs". Sie gründen Initiativen und Organisationen, die gesellschaftliche Probleme auf neue Weisen lösen. Angesichts sozialer und ökologischer Herausforderungen unternehmen sie selbst etwas, statt auf Lösungen durch andere zu warten. Rechtsform und Geschäftsmodell sind nicht entscheidend - was für soziale Unternehmer zählt, ist die gesellschaftliche Mission.

Seit einigen Jahren hat Social Entrepreneurship auch in Österreich Fuß gefasst. Genaue Statistiken gibt es zwar nicht, die Studie "Global Entrepreneurship Monitor" zeigt allerdings, dass in Europa rund drei Prozent der arbeitenden Bevölkerung sozialunternehmerisch aktiv sind. Umgelegt auf Österreich wären das über 130.000 Personen.

Dorniger Weg

Was benötigt es, um dieses Potenzial zu heben? Zunächst die Einsicht, dass der Weg des Social Entrepreneurship aller Gründungsfolklore und Erfolgsgeschichten zum Trotz dornig ist. Um soziale Innovationen zu entwickeln,bedarf es der Kreativität, eines starken Teams und der Möglichkeit, zu experimentieren. Die Zielgruppe ist häufig nicht in der Lage, für Leistungen zu bezahlen. Zugleich hat das neue Team wenig Erfahrung und ist für mögliche Kunden unbekannt. Angesichts dieser Hürden wählen viele potenzielle Gründer andere Formen sozialen Engagements oder lassen gänzlich von ihrem Vorhaben ab.

Soziale Unternehmer brauchen daher neue Rahmenbedingungen: Wie im klassischen Entrepreneurship sind einerseits private und staatliche Akteure notwendig, die Risikokapital bereitstellen und finanzielle Starthilfe geben. Dies gilt im Besonderen, weil gemeinnützige Stiftungen - in vielen Ländern die wichtigsten Partner von sozialen Unternehmern - in Österreich nur in rühmlichen Ausnahmefällen als soziale Investoren auftreten.

Chance in der Schulbildung

Andererseits sind Wissensangebote gefragt: Neben Inkubations- und Beratungsleistungen für angehende Sozialunternehmer liegt eine große Chance in der Schulbildung. Wer früh die Erfahrung macht, selbst positiv in der Gesellschaft zu wirken, entwickelt Verantwortungsgefühl und Selbstvertrauen. Er oder sie bekommt einen anderen Blick auf Fehlschläge beim Aufbau eines neuen Projekts: Diese passieren unweigerlich und sind Teil der Entwicklung jeder guten unternehmerischen Idee.

Erste Anzeichen stimmen zuversichtlich, dass dieser Wandel in Österreich bereits begonnen hat. Sozialpreise unterstützen eine wachsende Zahl innovativer Projekte. Die Gründerbewegung Impact HUB vermittelt Arbeitsräume und Förderangebote an Sozialunternehmer und erweitert laufend sein Angebot. Universitäten wie WU Wien oder Boku bieten eigene Kurse für Sozialunternehmer an. Auch erste Unternehmen und öffentliche Institutionen haben angefangen, sich als Förderer zu engagieren, in Brüssel wie in Wien.

Gute Nachrichten über Social Entrepreneurship sollte es also in Zukunft öfter geben. Vielleicht demnächst auch im Politik-, Wirtschaft- oder Chronikteil - und auf jedem Fall in dieser Serie. (Peter Vandor, DER STANDARD, 21./22.9.2013)