In Wien ging am Montag der Prozess zwischen der Stadt Linz und der Bawag P.S.K. um ein in massive Schieflage geratenes Zins- und Währungstauschgeschäft (Swap 4175) in die nächste Runde. Als einzige Zeugin geladen ist Iris S., jene Bawag-Mitarbeiterin, die den Swap 2007 an die Stadt verkauft hatte. Die Zeugin wird mittlerweile seit über neun Stunden befragt. derStandard.at war live dabei, Kollege Andreas Sator berichtete aus dem Wiener Handelsgericht.

Iris S. ist sich sicher, dass der damalige Linzer Finanzdirektor Werner Penn "das Geschäft mit oder ohne Bawag abgeschlossen hätte". Der Wunsch nach dem Swap sei von der Stadt Linz gekommen. Laut den Tonbandaufzeichnungen, die Richter Andreas Pablik vorspielt, freut sich Werner Penn über "ein gewaltiges Geschäft". Penn schien sich laut S. mit Finanzprodukten gut auszukennen. Diesen Eindruck teilt auch Richter Andreas Pablik, nachdem er ein Telefongespräch von Penn mit S. vorspielen lässt.

Werner Penn sei ausdrücklich auf das besondere Risiko hingewiesen worden, dass mit dem zweiten Swap, den die Bawag Februar 2007 mit der Stadt Linz abgeschlossen hatte, zusammenhing, bestätigte die damalige Bawag-Gebietsbetreuerin für Oberösterreich. Der Swap 4175 sei ein "marktübliches" Finanzgeschäft gewesen, andere Banken hätten ähnliche Produkte angeboten. Penn habe gewusst, dass es ein spekulatives Produkt sei und es sich auch angesehen.

Keine Bedenken

Bedenken, dass der an die Stadt Linz verkaufte Swap 4175 "das richtige Produkt für die öffentliche Hand" gewesen sei, habe sie damals keine gehabt, sagte die Zeugin S. "Wenn er (Anm.: Der Linzer Ex-Finanzdirektor Werner Penn) Optionen auf kasachische 'irgendetwas' gewollt hätte, dann hätte ich irgendwie versucht, dass dieses Geschäft nicht zustande kommt", meint die Zeugin auf eine entsprechende Frage von Richter Andreas Pablik.

Die Stadt Linz sei durch den Swap nicht zehn Jahre gebunden gewesen, sondern hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, da rauszukommen. Sie persönlich habe kein ähnliches Produkt mit eine anderen Gemeinde abgeschlossen, ob Kollegen vielleicht mit anderen Währungen, könne sie nicht sagen, so die damalige Bawag-Gebietsbetreuerin für Oberösterreich.

Auch die Gedankenwelt des Richters Andreas Pablik konnte man etwas näher kennenlernen. In Richtung Linz-Anwälte meinte er, "Sie haben ein massives Kausalitätsproblem". Ohne Aussage des ehemaligen Linzer Finanzdirektors Werner Penn, der sich wegen eines parallel gegen ihn laufenden Strafprozesses entschlagen konnte, könne Pablik nie feststellen, ob das Geschäft auch ohne Fehlberatung abgeschlossen geworden wäre. Damit implizierte er auch, dass vonseiten der Bawag nicht alles korrekt ablief. (red, derStandard.at, 30.9.2013)

Linzer Swap war ein "marktübliches" Finanzgeschäft