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Mit der Fortsetzung von "Der einzige Mann auf dem Kontinent" erfolgreich: Terézia Mora bei der Preisverleihung.

Foto: EPA/ARNE DEDERT

Frankfurt/Main - Terézia Mora hat - für viele erwartungsgemäß - den Deutschen Buchpreis für den besten Roman des Jahres erhalten. Die Entscheidung der siebenköpfigen Jury gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Montagabend in Frankfurt bekannt. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert, die Verleihung bildete wieder den Auftakt zur Frankfurter Buchmesse, die heute eröffnet.

In ihrem voluminösen, 688 Seiten starken Buch Das Ungeheuer erzählt die in Berlin lebende, 1971 in Sopron (Ungarn) geborene Autorin die tragische Geschichte eines Ehepaares: Darius Kopp, ein ehemaliger IT-Spezialist, muss mit dem Selbstmord seiner depressiven Frau Flora, der "Liebe seines Lebens" , fertig werden.

Die Jury bezeichnete Das Ungeheuer als "tief bewegenden und zeitdiagnostischen Roman". Terézia Mora habe ein stilistisch virtuoses Werk und eine lebendige Road-Novel aus dem heutigen Osteuropa geschaffen.

Die Autorin, die auch als Übersetzerin arbeitet, meinte in einer ersten Stellungnahme, sie habe in einem starken Jahr gewonnen. Alle Romane der Shortlist seien hervorragend gewesen. Nominiert waren auch Mirko Bonné ("Nie mehr Nacht"), Reinhard Jirgl ("Nicht von euch auf Erden"), Clemens Meyer ("Im Stein"), Marion Poschmann ("Die Sonnenposition") und Monika Zeiner ("Die Ordnung der Sterne über Como").

Mora hatte es bereits vor vier Jahren mit ihrem Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent" auf die Longlist des Buchpreises geschafft. Das Ungeheuer ist nun die Fortsetzung. Zwischen den Handlungszeiträumen der beiden Bücher ist allerdings viel passiert.

Darius Kopp verlässt nach Floras Selbstmord nicht mehr seine Berliner Wohnung, er lebt von Pizzas, Alkohol und Kaffee. Eines Tages holt ihn ein Freund aus der Einsamkeit. Kopp fragt sich: "Wohin kannst du gehen, wenn statt eines Ortes eine Person dein Zuhause geworden ist?" Er begibt sich mit dem Auto nach Ungarn und hofft, einen Ort für die Urne zu finden. Während der Reise muss er einige Abenteuer bestehen und Flora zustimmen: "Die Welt ist ein seltsamer Ort."

"Radikale Form"

Terézia Mora wählte eine typografisch sehr ungewöhnliche Gestaltung: Die Seiten sind in etwas mehr als der Hälfte durch eine schwarze Linie getrennt. Der obere Teil enthält den Reisebericht beziehungsweise die Liebesgeschichte aus der Perspektive von Darius Kopp; der untere Teil bleibt zunächst etliche Seiten leer, dann folgen dort vier lange Kapitel mit Texten aus dem Laptop von Flora, die Kopp von einer Studentin aus dem Ungarischen übersetzen ließ. Mitunter ergänzen sie Kopps Erinnerungen, zumeist aber widersprechen sie ihnen.

"Mora findet eine radikale Form, der verstorbenen Flora und ihrem Leiden, das sie Darius nicht mitteilen konnte, eine Stimme zu geben", meinte die Jury. Indem sie zwei Textformen miteinander in Verbindung setze, vereine Mora "hohes literarisches Formbewusstsein mit Einfühlungskraft".

Terézia Mora kam 1990 nach Berlin, um Hungarologie und Theaterwissenschaften zu studieren. Ihr Debüt, der Erzählband "Seltsame Materie", erschien 1999; für die darin enthaltene Erzählung "Der Fall Ophelia" erhielt sie im gleichen Jahr den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2004 erschien ihr erster Roman "Alle Tage". (trenk/APA, DER STANDARD, 7.10.2013)