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Jozef Michalik: "Das war ein offensichtlicher Fehler, für den ich um Vergebung bitte"

Foto: EPA/GRZEGORZ JAKUBOWSKI

Warschau – Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, hat geschiedenen Eltern indirekt vorgeworfen, das Risiko von Missbrauch bei ihren Kindern zu erhöhen. Viele Missbrauchsfälle könnten "bei einer gesunden Beziehung zwischen den Eltern vermieden werden", sagte Michalik am Dienstag der polnischen Nachrichtenagentur PAP. "Wir hören oft, dass dieses unangemessene Verhalten vorkommt, wenn ein Kind Liebe braucht", fügte der Kirchenfürst hinzu, "dann wird es anhänglich, dann sucht es – dann verliert es sich selbst und zieht noch einen anderen Menschen mit"

Michaliks Äußerungen wurden am Rande einer Sitzung des Episkopats aufgezeichnet, bei der es unter anderem um den sexuellen Missbrauch von Kindern ging. Wenige Stunden nach den ursprünglichen Einlassungen ging der Erzbischof erneut vor die Presse und entschuldigte sich für einen Teil der Äußerungen. "Das war ein offensichtlicher Fehler, für den ich um Vergebung bitte", sagte Michalik.

"Ein Kind sucht Liebe"

Dabei stellte er vor allem richtig, dass er nicht den Kindern vorwerfen wolle, Erwachsene in solche sexuellen Beziehungen hineinzuziehen. "Ein Kind kann einen Mann nicht hineinziehen – es ist der böse Mann, der das Kind in die Sphäre seiner unangebrachten Neigungen hineinzieht", sagte der Erzbischof. "Ein Kind sucht Liebe – und es hat das Recht, sie klar und schön zu finden."

Stunden zuvor sagte Michalik: "Wie viele Wunden gibt es in den Herzen der Kinder, wenn ihre Eltern getrennte Wege gehen." Heute spreche "niemand darüber, dass die Scheidung dem Kind großes Leid zufügt." Offensichtlich füge auch sexueller Missbrauch Kindern Leid zu, was niemand "vergessen" solle, "aber es ist nicht das einzige".

In der römisch-katholischen Kirche Polens ist in den vergangenen Monaten eine Diskussion über pädophile Geistliche aufgekommen. Die Kirchenführer entschuldigten sich Anfang des Monats für das Verhalten solcher Priester. Einen ersten Antrag auf Schadenersatz wegen Kindesmissbrauchs wies die Kirche aber zurück. "Eine Einigung ist gescheitert", sagte ein Gerichtssprecher in Koszalin in der vergangenen Woche. Ein 25-Jähriger, der in seiner Jugend von einem Priester missbraucht worden war, hatte 200.000 Zloty (47.500 Euro) Entschädigung von der Kirche gefordert. Der Täter war im vergangenen Jahr zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. (red/APA, 11.10.2013)